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1. Oktober 2015

Grünlilie: Vom Wohnzimmer in den Weltraum
Mikrobielle Diversität hält gesund

Die Grünlilie gilt als anspruchslose Zimmerpflanze und ist in vielen Wohnungen und Büroräumen zu finden. ForscherInnen von BioTechMed-Graz möchten nun auch andere Lebensräume mit „Chlorophytum comosum“ begrünen, da die auf der Pflanze vergesellschafteten Mikroorganismen die Mikrobengemeinschaft in Räumen deutlich positiv beeinflussen könnten. Nützliche Mikroorganismen seien in der Lage die potentiell krankheitserregenden Mikroben zu verdrängen.

Gutes Raumklima: Zimmerpflanzen schaffen mikrobielle Diversität

Pflanzen sorgen für Wohlbefinden: Neben den optischen Vorzügen produzieren sie den lebenswichtigen Sauerstoff und reinigen die Luft von gefährlichen Schadstoffen. Nun spricht ein weiterer Grund dafür, sich Zimmerpflanzen in Wohnung und Büro zu holen. Sie stellen eine ausgezeichnete Quelle von nützlichen Mikroorganismen dar, die das Raumklima positiv beeinflussen könnten. Diesen Beweis konnte ein ForscherInnenteam der Grazer Forschungskooperation BioTechMed-Graz kürzlich erbringen. Unter der Leitung von Univ.-Prof.in Dr.in Gabriele Berg, Institut für Umweltbiotechnologie, TU Graz und Mitarbeit von Univ.-Prof.in Dr.in Christine Moissl-Eichinger, Med Uni Graz, wurde die Grünlilie – „Chlorophytum comosum“ – untersucht. Die WissenschafterInnen konnten nachweisen, dass die Pflanze durch ihre vergesellschafteten Mikroorganismen die Mikrobengemeinschaft in Räumen deutlich beeinflusst.

Im Experiment wurde die Grünlilie in einem Raum isoliert und die mikrobielle Zusammensetzung (Bakterien, Archaeen und Pilze) von Pflanzenblättern, Luft und Raumoberflächen nach sechs Monaten überprüft. „Interessanterweise blieb die mikrobielle Gemeinschaft auf den Blättern der Pflanze recht stabil“, so Alexander Mahnert, TU Graz, Erstautor der Studie. „Jedoch änderte sich das Raummikrobiom im Vergleich deutlich: Es kam zu einem Anstieg der bakteriellen Diversität. Insgesamt zeigte die mikrobielle Gemeinschaft der Raumoberflächen nach sechs Monaten deutlich den mikrobiellen Beitrag der Pflanze“, berichtet Alexander Mahnert weiter.

Das Mikrobiom: Vielfalt als Quelle der Gesundheit


Obwohl es sich bei dem Experiment um einen Piloten handelt, wird eines sehr deutlich. Pflanzen haben nicht nur ästhetische Relevanz für unsere Umgebung, sondern stellen eine effiziente Möglichkeit dar, um uns mit nützlichen Mikroorganismen zu versorgen. „Da wir uns die meiste Zeit in geschlossenen Räumen aufhalten, erscheint dieser Aspekt umso wichtiger für die Erhaltung eines gesunden Mikrobioms“, fasst Studienleiterin Gabriele Berg zusammen. Das Mikrobiom – die Gesamtheit aller Mikroorganismen, die mit dem menschlichen Körper vergesellschaftet sind – spielt eine enorm wichtige Rolle für die Gesundheit. Gerät die mikrobielle Gemeinschaft außer Balance, können entzündliche Darmerkrankungen, Übergewicht, Diabetes und sogar Depressionen die Folge sein. Die Diversität des Mikrobioms scheint bei der Gesunderhaltung die größte Rolle zu spielen. „Die meisten Krankheiten, die mit einer Veränderung des Mikrobioms einhergehen, manifestieren sich in einer Abnahme der Anzahl der verschiedenen Mikroorganismen, der Diversität“, so Christine Moissl-Eichinger. Es ist also enorm wichtig, dem menschlichen Mikrobiom regen Austausch mit Mikroben aus der Umwelt zu ermöglichen.

Das grüne Raumschiff: Pflanzen im All

In geschlossenen Räumen ist der Austausch von Mikroben jedoch nahezu unmöglich. In der Krankenhausumgebung stellen Intensivstationen beispielsweise verhältnismäßig abgeschlossene Bereiche dar. Christine Moissl-Eichinger kennt noch extremere Beispiele: „Raumschiffe und Raumstationen sind zum Beispiel komplett von der Außenwelt abgeschlossen. Pflanzen in Raumkapseln könnten zukünftig eine gute Option für eine gesunde Mikrobenquelle darstellen.“ Zudem sind nützliche Mikroorganismen in der Lage, potenziell gefährliche Mikroben zu verdrängen. Hier sieht die Wissenschafterin auch einen wichtigen Aspekt für den Einsatz von Pflanzen in der Klinik. „Eine gesund begrünte Krankenhausumgebung tut also nicht nur der Seele gut, sondern beeinflusst auch die körperliche Gesundheit positiv“, so Christine Moissl-Eichinger abschließend.

Kontakt:
TU Graz
Univ.-Prof.in Dr.in rer. nat. Gabriele Berg
Institut für Umweltbiotechnologie
Tel.: +43 316 873 8310
gabriele.berg@tugraz.at

Medizinische Universität Graz
Univ.-Prof.in Dr.in Christine Moissl-Eichinger
Universitätsklinik für Innere Medizin
Tel.: +43 316 385 72808
christine.moissl-eichinger@medunigraz.at

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