Im Rahmen der Kooperation BioTechMed untersuchten die Forscher Bakteriengemeinschaften auf einer Intensivstation am Grazer Uniklinikum. Das Ergebnis: Die tatsächliche Vielfalt der Mikrobiome ist auch in einer vermeintlich weitgehend sterilen Umgebung wie einer Intensivstation viel größer als angenommen. "Wer bei Bakterien im Krankenhaus sofort an gefährliche Erreger denkt, irrt: Wir haben eine überraschend hohe Anzahl an Nützlingen nachgewiesen", betont Gabriele Berg vom Institut für Umweltbiotechnologie der TU Graz.
"Lebende" Intensivstation
Das Fazit der Grazer Wissenschafter ist also nicht, mehr Sterilität zu fordern – im Gegenteil: "Die Nützlinge im Krankenhaus-Mikrobiom stellen sich potenziellen Krankheitserregern entgegen und sind daher zu fördern", erläutert Gabriele Berg. Bisherige Hygiene- und Sterilitätsmethoden unterscheiden aber nicht zwischen wünschenswerten und gefährlichen Bakterien. "Es braucht daher ein anderes Verständnis von Sterilität und eine neue Bewertung bisheriger Hygienemaßnahmen im Krankenhausbetrieb", so Berg.
Mikroorganismen selbst in sterilen Umgebungen
Erst die rasante Entwicklung auf dem Gebiet der DNA-Sequenzierung ermöglicht den Grazer Forschern die spektakulären Einblicke in die Vielfalt der Mikrobiome, also jener Mikroorganismen, die den menschlichen Körper besiedeln. "Vor rund 15 Jahren mussten Bakterien mühsam und langwierig im Labor kultiviert werden, um überhaupt nachweisbar zu sein. Damit konnten wir nur einen verschwindend geringen Teil, nämlich weniger als drei Prozent, der tatsächlichen bakteriellen Vielfalt erfassen", schildert Gabriele Berg. Moderne Analysemethoden, die sich der Hochdurchsatzsequenzierung der DNA bedienen, machen deutlich: Die Anzahl an Mikroorganismen, die einen Menschen besiedeln, übertrifft die Zahl der Zellen im menschlichen Körper um das mindestens Zehnfache. "Mikroorganismen sind überall, selbst in vermeintlich sterilen Umgebungen wie der menschlichen Lunge", so Berg.
Starke Forschung aus Graz
Die Untersuchungsverfahren und die Datenauswertung der Mikrobiomanalyse sind sehr komplex. "Mediziner, Mikrobiologen, Bioinformatiker und Biostatistiker müssen an einem Strang ziehen – und das gelingt in Graz im Rahmen der BioTechMed, der Kooperation zwischen TU Graz, MedUni Graz und Uni Graz, besonders gut", schildert Berg.
Zur Studie über übersehene Bakterienvielfalt im Krankenhaus
Rückfragen:
Univ.-Prof. Dipl.-Biol. Dr.rer.nat. Gabriele Berg
Institut für Umweltbiotechnologie
E-Mail: gabriele.berg@tugraz.at
Tel.: +43 (0) 316 873 8310
Mobil: +43 664 60 873 8310
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