Bei Notendurchschnitt und Studiendauer ist Chancengleichheit bereits Realität: „Frauen und Männer studieren an der TU Graz nahezu gleich schnell und haben ähnlich gute Noten“, erklärt Harald Kainz, Rektor der TU Graz. Genau genommen haben Studentinnen mitunter sogar die Nase vorn: Im Bachelor-Studium liegt ihr Notenschnitt bei 2,6, der ihrer männlichen Kollegen bei 2,85. Im Master-Studium holen die Männer wieder auf: 1,82 versus 1,95 bei den Frauen. Bei der mittleren Studiendauer im Bachelor- und Masterstudium liegen die Geschlechter mit Medianwerten von 8 (Bachelor-Studium) und 5 (Master-Studium) gleichauf.
Frauenanteil steigt
Insgesamt ist der Anteil der Frauen an den Studierenden in den letzten Jahren leicht gestiegen: von 20,0 Prozent im Jahr 2006/2007 auf 21,6 Prozent im Jahr 2011/2012. Die Anzahl der Absolventinnen hat sich im selben Zeitraum fast verdoppelt: von 151 auf 291. Ein leichter Anstieg bildet sich auch beim wissenschaftlichen Personal ab: Lag der Frauenanteil (in Köpfen) 2006 noch bei 16,5 Prozent, zählte man 2011 bereits rund 20 Prozent. Erfreulich auch die Entwicklung bei den Berufungen: „In den letzten zwei Jahren gelang es gleich vier Frauen an Bord zu holen“, so TU-Rektor Harald Kainz. Die TU Graz zählt damit heute insgesamt sieben Professorinnen.
Vielfältige Fördermaßnahmen
Für mehr „Frauen-Power“ an der TU Graz gibt es zahlreiche Aktivitäten: Weil Technik-Information nicht früh genug ansetzen kann, wurde CoMaed (Computer und Mädchen) ins Leben gerufen: Mädchen zwischen 10 und 15 Jahren erlernen in Sommerkursen spielerisch den Umgang mit dem Computer. Ebenfalls Fixpunkt in den Sommermonaten sind die Ferialpraktika T3UG (Teens treffen Technik), wo Schülerinnen von 16 bis 19 Jahren vier Wochen lang hinter den Kulissen von Lehre und Forschung „assistieren“. Darüber hinaus finden im Rahmen von „Frauen in die Technik“ (FIT) jedes Jahr Schnuppertage für Mädchen statt. FIT informiert weiters direkt in Schulen, ein eigenes Mentoring-Programm für Schülerinnen und Studentinnen bis hin zur Doktorandin rundet das Angebot ab. Um schließlich auch die so genannte „gläserne Decke“ zu durchbrechen, wurden in den letzten Jahren wissenschaftliche Laufbahn-Stellen für Frauen geschaffen – zuletzt zwei pro Jahr. Ziel: Habilitation und wissenschaftliche Karriere.
Kinderbetreuung als Basis
Da gute Kinderbetreuung wesentliche Basis für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf oder Studium darstellt, hat die TU Graz ihr Kinderbetreuungsprogramm massiv erweitert. Zuletzt eröffnete im Herbst mit der „nanoversity“ eine eigene Welt für Kinder: In zwei „Kinderhäusern“ spielen – bunt gemischt – Kinder von 1 1/2 Jahren bis zum Ende der Pflichtschulzeit, eine Kinderkrippe mit vier Gruppen bietet Platz für die Kleinsten und die flexible Kinderbetreuung hilft mit spontaner Betreuung. Besondere inhaltliche Schwerpunkte der „nanoversity“ sind Naturwissenschaft und Technik, aber auch Gender und Diversity: Die Kinder sollen unabhängig vom Geschlecht ihren Interessen folgen. Dazu kommt die Sommerkinderbetreuung der TU Graz und zusätzlich ein Babysitterinnenpool in Kooperation mit der Hochschülerschaft:
Vernetzung als Erfolgsfaktor
Um Erfahrungen auszutauschen und sich zu vernetzen, gibt es seit zwei Jahren einen monatlichen Stammtisch für Wissenschafterinnen. Mit Wintersemester ist das Wissenschafterinnenkolleg „FreChe Materie“ (Frauen erobern chemische Materialien) erfolgreich ins Finale gegangen. Insgesamt zwölf Studentinnen haben – begleitet von Mentorinnen und Mentoren aus Wirtschaft und Forschung – in den letzten fünf Jahren ihr Doktorat im Bereich chemischer Materialien absolviert. Kontakte zur Industrie wurden bereits während des Kollegs in Form von Betriebspraktika geknüpft. Das erfreuliche Resultat: Alle Absolventinnen sind nun in Positionen in der Industrie tätig. Auch für Frauen in der Verwaltung gibt es ein Programm: Der interne Lehrgang „An den Schnittstellen von Forschung und Lehre" richtet sich an Institutssekretärinnen und -referentinnen. Vermittelt werden Erfolgs- und
Vernetzungsstrategien sowie Praxiswissen zur Stärkung der sachlichen, methodischen und sozialen
Kompetenz.
Erfolgswege in die Wissenschaft:
Die vier Professorinnen im Kurz-Porträt
Vier Frauen und ein Karriereweg: die Wissenschaft. Die zuletzt berufenen Professorinnen der TU Graz kommen aus Mechanik, Mathematik, Elektrotechnik und Informatik und erschließen damit Bereiche, die bislang als Männerdomänen galten.
Univ.-Prof. Dr.-Ing. habil. Kathrin Ellermann
Fachgebiet: Nichtlineare und stochastische Schwingungen von mechanischen Systemen
„Ich habe schon als Kind an meinem Fahrrad herumgeschraubt, alte Geräte auseinandergenommen und mich irgendwann für Computer und Telekommunikation interessiert. Eine Frau fällt im technischen Umfeld fast immer auf – das ist nicht immer einfach, kann aber auch durchaus Türen öffnen.“
Kathrin Ellermann hat an der TU Hamburg-Harburg Maschinenbau studiert und ihren Master of Engineering an der Cornell University in New York absolviert. Auf ihre Promotion folgte Forschungstätigkeit in Deutschland und den USA. 2008 habilitierte sie sich an der TU Hamburg-Harburg. An der TU Graz ist sie Professorin für Mechanik und leitet das gleichnamige Institut.
Univ.-Prof. PhD Mihyun Kang
Fachgebiet: Diskrete Mathematik und Theoretische Informatik
„Seit ich in der Grundschule war, habe ich Mathematik gemocht, insbesondere ihre elegante Simplizität und ihre Schönheit und Kraft der Logik. Wohl als Folge davon bin ich Mathematikerin geworden.“
Mihyun Kang hat am Korea Advanced Institute of Science and Technology (KAIST) promoviert und anschließend rund zehn Jahre an der Humboldt-Universität zu Berlin geforscht. Zahlreiche Auslandsaufenthalte, unter anderem in Paris, Prag, New York, Oxford, Posen (Polen) und Taipei kennzeichnen ihren wissenschaftlichen Werdegang. Mihyun Kang folgte dem Ruf auf eine Universitätsprofessur an der TU Graz und ist seit Jänner 2012 Leiterin des Instituts für Optimierung und Diskrete Mathematik (Math B) an der TU Graz.
Univ.-Prof. Dipl.-Inf. Dr. Stefanie Lindstaedt
Fachgebiet: Wissensmanagement und Lernunterstützung
„Ich habe selbst zwei kleine Töchter und weiß, dass eine spielerische Herangehensweise ans Programmieren großes Interesse wecken kann. Ich kann allen raten: Traut euch an Themen heranzugehen, die schwierig erscheinen. Es lohnt sich!“
Stefanie Lindstaedt hat an der TU Darmstadt und an der University of Colorado at Boulder (USA) Computer Science studiert. Nach ihrem PhD war sie sechs Jahre lang Forschungsassistentin an der University of Colorado. Nach Forschungs- und Managementpositionen in der Privatwirtschaft lehrt und forscht sie seit 2002 an der TU Graz. Seit mehr als zehn Jahren bekleidet sie leitende Funktionen am Know-Center Graz, Österreichs Kompetenzzentrum für Wissensbasierte Systeme. Sie habilitierte sich 2010 in Angewandter Informatik und leitet das Institut für Wissensmanagement an der TU Graz.
Univ.-Prof. Dr.-Ing. Annette Mütze
Fachgebiet: Elektrische Antriebstechnik und Maschinen
„Mein Technikstudium und Karriereweg war immer interessegetrieben. Ich kann auch den Mädchen und Frauen nur raten, das zu studieren, was sie interessiert, und sich bei der eigenen Meinungsbildung nicht von Klischees beeinflussen zu lassen."
Annette Mütze studierte im Rahmen eines Doppeldiplomstudiums Elektrotechnik an der TU Darmstadt und Allgemeines Ingenieurwesen an der Ecole Centrale de Lyon. Nach ihrer Dissertation an der TU Darmstadt arbeitete sie als Assistenz-Professorin an der University of Wisconsin-Madison in den USA sowie als Associate Professor an der University of Warwick in England. Seit April 2010 ist Annette Mütze Universitätsprofessorin an der TU Graz und leitet das Institut für Elektrische Antriebstechnik und Maschinen.
Rückfragen:
Mag. Alice Senarclens de Grancy, MSc
Pressesprecherin
Email alice.grancy@tugraz.at
Tel 0316 873 6006
Mobil 0664 60 873 6006
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