Kreative und zukunftsfähige Konzepte für die dynamisch wachsende Stadt Graz sind der Antrieb für das Projekt "Smart City Project Graz-Mitte", das soeben als einziges Leitprojekt Österreichs eine Millionenförderung aus dem Klima- und Energiefonds des Bundes einheimste. In einer Pressekonferenz in Wien stellten heute Mittag die Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie, Doris Bures, der Grazer Bürgermeister Mag. Siegfried Nagl, die Geschäftsführerin des Klima- und Energiefonds, DI Theresia Vogel und VertreterInnen des Grazer Smart City-Konsortiums jenes Konzept für die steirische Landeshauptstadt vor, das dem Klima- und Energiefonds eine Förderung von bis zu 4,2 Millionen Euro zur Unterstützung einer raschen Umsetzung wert ist. Mit dem "Smart City Project Graz-Mitte" hat die Stadt Graz gemeinsam mit namhaften Partnern aus Wirtschaft und Forschung ein Konzept für die Entwicklung eines zukunftsfähigen integrierten Stadtteils vorgelegt, das demonstrieren soll, wie Urbanität und Nachhaltigkeit Hand in Hand gehen können. Damit wird dem überdurchschnittlichen Wachstum der Stadt Graz, das sich allen Prognosen zufolge in den kommenden Jahrzehnten sogar noch beschleunigen wird, in Bezug auf den gesteigerten Ressourcenverbrauch und Anforderungen an die Stadtplanung Rechnung getragen.
Mit dem „Smart City Project Graz-Mitte“ zum energieproduzierenden Stadtteil
„Smart City Project Graz Mitte“ ist ein Projekt zur Demonstration neuer urbaner Energietechnologien im Umfeld einer innovativen Stadtentwicklung. Das derzeit sehr heterogene und unterschiedlich genutzte Stadtquartier in unmittelbarer Nähe zum Grazer Hauptbahnhof wird zu einem Areal, das durch neueste Energietechnologien in einen umweltfreundlichen, lebenswerten und intelligenten Stadtteil verwandelt werden soll. Konkret umfasst das Projektgebiet mehr als 400 Hektar in den Bezirken Gries, Lend, Eggenberg und Wetzelsdorf. Ein pulsierender, funktionsdurchmischter Stadtteil mit geringsten bis gar keinen CO2-Emissionen und niedrigem Ressourcenverbrauch soll die Marktfähigkeit der neuen Technologien beweisen. Dabei spielen nicht nur die Themen erneuerbare Energie, Energienetze und Gebäudetechnologien eine zentrale Rolle, das Projekt zielt auch auf „grüne“ Mobilität und soziale Durchmischung ab und lädt die BewohnerInnen gezielt zur Mitwirkung an ihrem Stadtteil ein. Von der urbanen Solarstromerzeugung über integrierte Gebäudefassaden bis hin zur Errichtung einer Wohnanlage mit etwa 80 Wohneinheiten umfasst das Pilotprojekt sämtliche ökologischen, ökonomischen und sozialen Aspekte, die es bei der Entwicklung eines smarten Stadtteils zu berücksichtigen gilt. Kurz: Angestrebte Ergebnisse sind die weitestgehende Umsetzung der einzelnen geplanten Demonstrationsvorhaben als Basis des neuen zukunftsfähigen Stadtteils, die Konkretisierung und Sicherung der Finanzierung der weiteren Bauabschnitte sowie neue Erkenntnisse und Modelle für integrierte und ganzheitliche Stadtplanungs- und Stadtentwicklungsprozesse, die auf weitere Teile des Zielgebietes übertragbar und anwendbar sind. Zudem soll ein integrativer Planungsprozess umgesetzt werden, der eine smarte Stadtentwicklung aus einer ganzheitlichen Perspektive betrachtet und für alle Beteiligten sichtbar, gestaltbar und erlebbar macht.
Grundstein für weitere Förderungen der Europäischen Union
Die jetzige Millionenförderung des Bundes ist nicht die erste Auszeichnung für das innovative Modell: Unter dem Projekttitel „I Live Graz“ war das Konzept für eine „Smart City Graz“ bereits in einer ersten Runde im Vorjahr für seine Gesamtkonzeption unter 30 Einreichungen von einer Fachjury auf Platz zwei gesetzt worden – was eine Förderung des Klima- und Energiefonds des Bundes von 100.000 Euro für die Ausarbeitung konkreter Umsetzungsprojekte und somit den Aufstieg in den „zweiten Durchgang“ bedeutete. Das konkrete Demoprojekt, das den Namen „Smart City Project Graz-Mitte“ trägt, setzte sich nun auch in der zweiten Runde durch, womit bis zu 4,2 Millionen Euro Förderung in die steirische Landeshauptstadt fließen. Voraussetzung ist, dass innerhalb von vier Jahren, also bis 2016, erste Baukörper des Demonstrationsprojekts umgesetzt werden können. Für Stadtbaudirektor DI Mag. Bertram Werle und Projektleiter DI Kai-Uwe Hoffer ist der Zuschlag noch nicht die Ziellinie im Wettlauf um Förderungen, sondern die nächste wichtige Etappe: „Die Chancen auf hochdotierte Förderungen der Europäischen Union sind damit deutlich gestiegen!“ Nicht zuletzt deshalb werden internationale Netzwerke für das Projekt „Smart City Project Graz-Mitte“ geknüpft. Werle sieht im „Smart City Project Graz-Mitte“ einen „weiteren Urbanisierungsschritt mit modernen, hocheffizienten Strukturen statt Wohnsilos, um den Wohnungsbedarf in unserer dynamisch wachsenden Stadt zu decken“. Die zusätzlichen Fördermittel sollen helfen, dieses Ziel auf dem geplanten höchsten Niveau zu verwirklichen.
Bürgermeister Nagl: „Wesentliche Grundlage für Entwicklung unserer wachsenden Stadt!“
Planungsreferent Bürgermeister Mag. Siegfried Nagl steht voll hinter dem Konzept der „Smart City“: „Ich fordere und fördere seit langem die Entwicklung zukunftsgerechter, energetisch richtungsweisender Projekte und sehe im ,Smart City Project Graz-Mitte‘ wesentliche Grundlagen für die künftige Entwicklung unserer wachsenden Stadt!“ Auch für die innovative Entwicklung konkreter Bauvorhaben sei die Vision der „Smart City“ ideal – und das nicht nur im jetzigen Schwerpunktgebiet zwischen Hauptbahnhof und Helmut List Halle.
„Komplexe Aufgabe für Graz“
Theresia Vogel, Geschäftsführerin des Klima- und Energiefonds gratuliert Graz zum Förderzuschlag: „Mit diesem Programm hat der Klima- und Energiefonds für Österreichs Städte und Regionen komplexe Anforderungen formuliert. Das Engagement Graz in diesem Bereich ist jedoch wichtig und richtig. Denn die Zukunft Europas wird in den Städten entschieden. Hier werden die Menschen leben und arbeiten, hier generieren sie ihren Wohlstand. Aber hier entstehen auch die größten Herausforderungen für Europas Zukunft – vor allem in den Bereichen Klimaschutz und Energieeffizienz. Nur jene Städte, die diese Herausforderungen meistern können, werden den globalen Wettbewerb um Lebensqualität, Produktivität und die „besten Köpfe“ gewinnen.“
TU Graz liefert wissenschaftlichen Background
Eine umweltbewusste, zukunftsorientierte Stadtentwicklung kommt nicht ohne fundierte wissenschaftliche Expertise und begleitende Forschung aus. Die wesentlichen neuen Energietechnologien kommen aus Forschungs- und Entwicklungsprojektenprojekten der FIBAG, für die die Technische Universität Graz ein langjähriger Partner ist. Viele der beim „Smart City Project Graz-Mitte“ demonstrierten Energietechnologien wurden von ForscherInnen der TU Graz mitentwickelt. Daher ist es im Fall des „Smart City Project Graz-Mitte“ naheliegend, dass die TU Graz auch weiterhin der wichtigste Forschungspartner ist. Insgesamt fünf Institute der steirischen Technikerschmiede sind in das Projekt involviert. „Im ‚Smart City Project Graz-Mitte‘ bringen wir uns besonders in den Bereichen innovative Raum- und Stadtplanung, energieeffiziente Architektur, intelligente Energieverteilung, ‚grüne‘ Mobilität, integrierte Gebäudeentwicklung, Verkehrsmanagement und zukunftsweisende Heizungs-, Kälte- und Klimatechnologien ein“, erläutert Hans Schnitzer vom Institut für Prozess- und Partikeltechnik und Forschungskoordinator seitens der TU Graz. Rektor Harald Kainz ergänzt: „Für die TU Graz sind Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung schon seit vielen Jahren mehr als nur Schlagwörter. Im Forschungsschwerpunkt ‚Sustainable Systems‘ haben wir alle Forschungsaktivitäten im weiten Feld der Nachhaltigkeit fakultätsübergreifend gebündelt. Dieses Know-how bringen wir nun als technischer Partner in das einzigartige Projekt für Energietechnologien und Stadtentwicklung ein“.
„Smart Cities“ benötigen „Smart Energy“!
Die Stadt der Zukunft funktioniert vollständig auf Basis einer nachhaltigen Energieversorgung d.h. 100 % erneuerbare Energie aus lokalen und regionalen Quellen. Neben dem Einsatz gebäudeintegrierter Energieerzeugung (Photovoltaik) wird die benötigte Energie (Strom, Wärme/Kälte) in höchstem Maße lokal und bedarfsgerecht aus erneuerbaren Ressourcen bereitgestellt. In einer lokalen Energiezentrale erfolgt die Zusammenschaltung sämtlicher Erzeugungsanlagen mit den energieeffizienten Verbrauchern sowie der intelligente Ausgleich mit den Energienetzen („Smart Grids“). „Mit derartig innovativen Energie-Zellen sowie entsprechender Bürgerbeteiligung im Bereich der Finanzierung erfolgt die Energieversorgung für die Städte der Zukunft“, so Mathias Schaffer – Innovationsverantwortlicher der Energie Steiermark.
Renommierter Architekt plant erstes Demoprojekt
Das erste konkrete Demoprojekt für die „Smarten Urbanen Energietechnologien“ wird vom international renommierten Architekten DI Markus Pernthaler im Auftrag der GrundstückseigentümerInnen und in Abstimmung mit der Stadtplanung Graz und dem Projektkonsortium entwickelt. Vorerst soll unter der Federführung der Stadt gemeinsam mit den 14 Projektpartnern ein konkretes Demonstrationsobjekt umgesetzt werden. Danach sollen die hier gemachten Erfahrungen sukzessive für andere Stadtteile weiterentwickelt werden. Mit einigen internationalen Partnerstädten werden laufend Erfahrungen ausgetauscht, um die Verbreitung der Ansätze sicher zu stellen. In die Entwicklung des Konzepts waren auch Stadtplanungsamtsvorstand Dipl.-Arch. Heinz Schöttli und Dr. Mario Müller vom Konsortialpartner FIBAG maßgeblich eingebunden gewesen.
Die Stadt als Labor – „Smart Cities Days“ in Wien und Graz
Neue Impulse für die nachhaltige Entwicklung von Städten und urbanen Regionen setzt auch die Tagung „Smart Cities Days“, die heute in Graz und Wien gestartet ist und sich unter dem Motto „Die Stadt als Labor“ drei Tage lang dem Erfahrungsaustausch unter nationalen und internationalen Akteuren auf dem Gebiet von Smart Cities und der Diskussion und Erprobung zukunftsfähiger Stadtkonzepte widmet. „Bei dieser Tagung wechseln sich Vorträge, Workshops und Diskussionen ab – wir wollen damit die Entwicklung von ganzheitlichen Konzepten für nachhaltige, ressourceneffiziente urbane Regionen vorantreiben“, so Hans Schnitzer vom Institut für Prozess- und Partikeltechnik der TU Graz. „Interdisziplinärer Erfahrungsaustausch und das gemeinsame Diskutieren von Problemstellungen sind unverzichtbar wenn es darum geht, die Entwicklung einer intelligenten Urbanität zu beschleunigen“, so Hans Schnitzer vom TU-Institut für Prozess- und Partikeltechnik, wissenschaftlicher Koordinator der Tagung. „Tagungen wie diese geben uns für unsere Arbeit Ideen und Inspiration: Durch den direkten, intensiven Austausch mit WissenschafterInnen, Unternehmen und Interessengruppen können wir unsere Förderprogramme noch zielgenauer formulieren“, so Theresia Vogel, Geschäftsführerin des Klima- und Energiefonds. Ein besonderer „Ritterschlag“ für die Tagung: Am 13. April wird eine zehnköpfige Expertengruppe aus den USA teilnehmen, unter anderem Vertreter der Stadtplanungsämter von Los Angeles, Atlanta und Chicago. Veranstaltet werden die „Smart Cities Days“ vom Klima- und Energiefonds und der TU Graz in Kooperation mit dem Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie sowie der Wirtschaftskammer Österreich.
Konsortialführung:
Stadt Graz/Stadtbaudirektion
Projektpartner „Smart City Project Graz-Mitte“ (alphabetisch gereiht):
Alfen Consulting
AVL
DI Markus Pernthaler Architekt ZT GmbH
Energie Graz
Energie Steiermark AG
FIBAG
Holding Graz GmbH
SFL
Stadt Darmstadt
Stadt Zagreb
SOT – Süd-Ost-Treuhand
Technische Universität Graz
Verein LaborStadtGraz
Smart Cities Days – Stadtlabor 2012
Termin: 11. bis 13. April 2012 in Wien und Graz
Programm und nähere Informationen
Smart City Tour Graz
(Geführte Rundfahrt für Tagungsteilnehmer und interessierte Medienvertreter)
Zeit: 11. April 2012, 15.30 Uhr
Abfahrt: TU Graz, Rechbauerstraße 12, 8010 Graz
Stationen: Zielgebiet Graz-Mitte, Reininghaus Gelände, ECO World Styria
Rückfragen:
Stadt Graz
Wolfgang Maget
Öffentlichkeitsarbeit der Stadtbaudirektion
Email wolfgang.maget@stadt.graz.at
Tel 0316 872 3515
Mobil: 0664 60 872 3515
TU Graz
Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr.techn. Hans Schnitzer
Institut für Prozess- und Partikeltechnik
Email hans.schnitzer@tugraz.at
Tel 0316 873 7467
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