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5. Juni 2012

Vom Rechenschieber zum Supercomputer:
100 Jahre Baustatik an der TU Graz

Wie dynamisch ein Forschungsfeld sein kann, das das Wort „Statik“ in seinem Namen trägt, beweist das Institut für Baustatik an der TU Graz. In den 100 Jahren seines Bestehens hat sich der Fokus des Instituts stark gewandelt: von der mühsamen Berechnung von Tragwerken mittels Rechenschieber zu einem Forschungsfeld mit komplexen Simulationswerkzeugen und Anwendungsrelevanz für zahlreiche andere Disziplinen. Anlässlich seines runden Geburtstags lädt das österreichweit einzige Institut für Baustatik morgen, Mittwoch, den 6. Juni 2012, zum Kolloquium „Baustatik – Quo Vadis?“.

Von der traditionellen Statik zur dynamischen Querschnittdiziplin: "Die Bezeichnung ‚Baustatik' stammt aus einer Zeit, als der Rechenschieber das einzige Hilfsmittel des Statikers und die Berechnung von Tragwerken mitunter mit Handrechenmethoden eine Herausforderung war", gibt Gernot Beer, Vorstand des Instituts für Baustatik an der TU Graz, einen Rückblick. Die Arbeit eines Baustatikers sieht heute freilich anders aus: "Die rasante Entwicklung der Computertechnologie hat natürlich auch die Baustatik stark verändert. Im Mittelpunkt steht die Entwicklung komplexer numerischer Simulationen, die über den konstruktiven Ingenieurbau hinaus Anwendung finden", so Beer, der seit 1993 Institutsvorstand ist und heuer – im Jahr des hundertjährigen Bestehens "seines" Institutes – emeritiert.

Europäisches Tunnelkompetenzzentrum

Ein klarer Höhepunkt in der Historie des Instituts und der Karriere dessen Leiters war die Koordination des EU-Großprojekts TUNCONSTRUCT: Mit 35 europäischen Partnern und einem Budget von 25 Millionen Euro koordinierte Beer von 2005 bis 2009 die damals weltweit größte Forschungsoffensive in diesem Bereich – Graz wurde zum europäischen Tunnelkompetenzzentrum mit internationaler Sichtbarkeit. Neben der Tunnelstatik, ist die dynamische Berechnung von Bauwerken – etwa Windkraftanlagen oder Tragwerke unter Erdbebenbelastung – ein weiteres Spezialgebiet des österreichweit einzigen Instituts für Baustatik. Die Simulationen dienen längst nicht mehr "nur" der Berechnung von Tragwerken im konstruktiven Ingenieurbau, sondern finden auch großen Nutzen in anderen Disziplinen, etwa in der Medizin oder Biomechanik. "Baustatiker müssen echte ‚Tausendsassa' sein und sich beispielsweise in den Gebieten Mechanik, Informatik und Softwaretechnologie sicher zurechtfinden", betont Beer die Interdisziplinarität seines Faches.

Dynamisch in der Lehre

Bei seiner Diplomprüfung im Jahr 1968 kamen noch der gute alte Rechenschieber und Handrechenmethoden zum Einsatz, schmunzelt Gernot Beer. Die manuellen Berechnungen waren zwar mühsam und vergleichsweise ungenau. "Dafür hat man ein gewisses Gefühl für Baustatik entwickelt und ein Gespür dafür, ob ein Ergebnis stimmen kann oder nicht", erzählt Beer. Heute geschehen komplexe Simulationen in Sekundenschnelle mitunter unter Einsatz von Supercomputern. Damit wird es allerdings auch immer schwieriger die Qualität der Ergebnisse zu überprüfen. Um den Studierenden dennoch zur Entwicklung eines "statischen Gespürs" zu verhelfen, hat das Institut neue Lehrmethoden entwickelt. Darunter ist auch das mit dem European Software Award preisgekrönte Programm RuckZuck. Demselben Zweck dient das interaktive Online-Lerntool "Schnittkraftmeister", das bereits weit über 100.000 Downloads verzeichnen kann und auch als App für das Smartphone verfügbar ist.

Programm

100 Jahre Baustatik: Kolloquium „Baustatik – Quo Vadis?
Termin:
Mittwoch, 6. Juni 2012, 10 Uhr
Ort: Aula, Alte Technik, Rechbauerstraße 12, 8010 Graz


Bildmaterial bei Nennung der angeführten Quelle honorarfrei verfügbar.

Rückfragen:
Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr.techn. Gernot Beer
Institut für Baustatik
Tel: +43 (0) 316 873 6180
E-Mail: gernot.beer@tugraz.at

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