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21. Dezember 2006

Freche Frauen am Erfolgsweg:
Neue Doktoratsausbildung für Chemikerinnen in den Materialwissenschaften startet

Männerdomäne Materialwissenschaften? Nur wenige Frauen wählen bisher den viel versprechenden Weg in chemisch-materialwissenschaftliche Disziplinen mit breitem Anwendungsspektrum, wo auf Absolventinnen ausgezeichnete Karriereperspektiven warten. Das Doktorandinnenkolleg „fForte – Wissenschafterinnenkolleg FreChe Materie (Frauen erobern Chemische Materialien)“ will das ändern und mehr Frauen für Spitzenpositionen in Wissenschaft und Wirtschaft qualifizieren. Als österreichweit einziges Programm im technisch-naturwissenschaftlichen Bereich fördern der Rat für Forschung- und Technologieentwicklung und die Bundesministerien für Bildung, Wissenschaft und Kultur, für Verkehr, Innovation und Technologie und für Wirtschaft und Arbeit die Initiative. Auch das Land Steiermark unterstützt das Programm im Rahmen von NAWI Graz, der Kooperation von Universität und TU Graz in den Naturwissenschaften.

Freche Frauen am Erfolgsweg

Reißfest, ölbeständig oder resistent gegen Bakterien und Pilze: Neue Materialien bringen neue Möglichkeiten für Produkte in nahezu allen Lebensbereichen. Die Palette potenzieller Anwendungen reicht von der Automobilindustrie bis hin zu Zahnimplantaten. Wie auf einer Speisekarte will die Industrie im Idealfall Materialeigenschaften auswählen, um dem Konsumenten immer bessere Produkte anbieten zu können. Das dazu notwendige Wissen stammt aus der „Männerdomäne“ Materialwissenschaften, in die Frauen erst zögerlich vordringen.

„Wir freuen uns über eine steigende Zahl an Maturantinnen, die sich für ein Studium an der TU Graz entscheiden. Ganze 25 Prozent mehr Studienanfängerinnen im Vergleich zu den erstmals inskribierten Maturantinnen im Vorjahr zeigen heuer, dass unsere Aktivitäten fruchten“, freut sich TU-Rektor Hans Sünkel. Die TU Graz hat in den letzten Jahren verschiedene Förderprogramme wie Ferialpraktika für Schülerinnen, Computerkurse für Mädchen oder Mentoring-Programme für Absolventinnen initiiert und zudem Kinderbetreuungseinrichtungen für Studierende und Mitarbeiter deutlich ausgebaut. „Die Zahl der Frauen, die sich im Rahmen ihrer Ausbildung auf natur- oder ingenieurwissenschaftlichen Bereiche mit besonders guten Karrierechancen spezialisieren, ist aber noch viel zu gering“, so Sünkel, der dies ändern will.

„Das Geschlechterverhältnis in der Chemie ist zwar grundsätzlich ausgeglichen, technologieorientierte Spezialisierungen wie die Materialwissenschaften haben aber deutlichen Aufholbedarf“, fasst Biowissenschafterin Gabriele Berg, die das Institut für Umweltbiotechnologie der TU Graz leitet, zusammen. Gemeinsam mit Chemie-Studiendekan Frank Uhlig vom TU-Institut für Anorganische Chemie hat sie das neue Wissenschafterinnenkolleg „fForte – Wissenschafterinnenkolleg FreChe Materie (Frauen erobern Chemische Materialien)“ ins Leben gerufen. „Die Synthese aus Grundlagenforschung und Anwendungsbezug soll für die Absolventinnen exzellente Einstiegsmöglichkeiten in die Industrie oder den Weg einer erfolgreichen Hochschulkarriere ermöglichen“, wünschen sich die Initiatoren.

Ausgezeichnetes Netzwerk als Starthilfe

„Der fachliche Fokus des neuen Doktoratsprogramms liegt im Grenzbereich zwischen anorganischer und organischer Chemie. Biologische und Umweltaspekte sind fester Bestandteil der Betrachtungen“, erläutert Berg die Inhalte. Im Rahmen des Kollegs absolvieren die Doktorandinnen - acht werden aus Mitteln des Ministeriums angestellt, eine neunte aus Mitteln der TU Graz, andere Fördergeber und Industrie bezahlen weitere Personen - mehrmonatige Praktika in Unternehmen und im Ausland. Die Betreuung von Studierenden ist ebenfalls Teil der Ausbildung: Nach einem Einführungsjahr sind die Doktorandinnen, von denen die ersten sieben an der TU Graz und zwei an der Karl-Franzens-Universität Graz tätig sein werden, auch in der Lehre aktiv und betreuen Projektlabors oder Seminare.

Für die besten Doktorandinnen wollen Berg und Uhlig die Voraussetzungen für eine weiterführende Hochschulkarriere schaffen. Mit einem eigenen Mentoring-Programm mit Führungskräften aus der Wirtschaft wollen die Initiatoren den Doktorandinnen den Weg in Spitzenpositionen ebnen. An der TU Graz steht dazu ein „ausgezeichnetes Netzwerk“ zur Verfügung: Projektleiterin Johanna Klostermann erhielt für ihre Aktivitäten erst im September den „Mentora 06“-Preis des Bundesministeriums für Gesundheit und Frauen.

Das „fForte – Wissenschafterinnenkolleg FreChe Materie“ ist Teil von fForte, einer gemeinsamen Initiative des Rates für Forschung- und Technologieentwicklung und der Bundesministerien für Bildung, Wissenschaft und Kultur, für Verkehr, Innovation und Technologie und für Wirtschaft und Arbeit.

Moderner Innovationsstandort Steiermark

„Das Land Steiermark unterstützt zahlreiche Bemühungen im ‚Ringen um Spitzenleistungen‛“, betont Landesrätin Kristina Edlinger-Ploder. Um den Status als moderner Innovationsstandort zu stärken, investiert die Steiermark gezielt in Forschung und Entwicklung. Die Strategien reichen dabei von der projektorientierten Zusammenführung von Wissenschaft und Wirtschaft bis hin zur erfolgreichen Clusterbildung. „Eine ebenso erfolgreiche Strategie stellt dieses Kolleg ‚Freche Materie‛ dar. Nicht nur der Frauenanteil soll dabei nachhaltig erhöht werden, sondern insgesamt ist es notwendig, die universitäre Bildung künftig vermehrt mit lebenspraktischer Erfahrung anzureichern“, so Edlinger-Ploder.

„Durch dieses Modell wird es ermöglicht, denn die Absolventinnen von heute, sind die Professorinnen, Forscherinnen und auch Managerinnen von morgen – daher profitieren gerade auch künftige Generationen von dieser Initiative. Unsere ausgezeichneten Lehrstätten auf der einen Seite und unsere Leitbetriebe, die Forschungsprojekte initiieren oder in solchen mit den steirischen Forschungsinstitutionen intensiv kooperieren, sind die Säulen unseres Wissenschafts- und Wirtschaftsstandortes.“

Rückfragen:
Univ.-Prof. Dipl.-Biol. Dr.rer.nat. Gabriele Berg
Email: gabriele.berg@TUGraz.at
Tel.: 0316 873 8310

Univ.-Prof. Dipl.-Chem. Dr.rer.nat. Frank Uhlig
Email: frank.uhlig@TUGraz.at
Tel.: 0316 873 8200

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