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16. Mai 2006

Nikola Tesla und Graz

 

In den ersten Jahrzehnten war das Landesmuseum Joanneum als Kombination eines „klassischen“ Museums und einer schulischen Einrichtung und Ausbildungsstätte für Technik und Naturwissenschaften zu verstehen. Die technische Lehranstalt am Joanneum beinhaltete zwei allgemeine Klassen, vier Fachschulen für Ingenieurwesen, Maschinenbau, chemische Technologie sowie Land- und Forstwirtschaft und bot weiters Kurse für Geometer, Wiesenbaumeister, Werk- und Baumeister an. Dieser technische und naturwissenschaftliche Schwerpunkt, mit dem Erzherzog Johann die Gesamtentwicklung der Steiermark fördern wollte, ist auch schriftlich in den Gründungsstatuten von 1811 festgehalten. Neben der TU Graz haben sich auch die Montanuniversität in Leoben sowie das Landesarchiv und die Landesbibliothek als „Töchter“ des Landesmuseum Joanneum entwickelt. Als Fortsetzung dieser Entwicklung bzw. als „dritte Generation“ können die Forschungs- und Bildungsinstitutionen „Joanneum Research“ und „FH Joanneum“ genannt werden, die den historischen Bezug auch noch in ihrem Namen tragen.

Nikola Tesla kam zu Beginn des Studienjahres 1875/76 nach Graz und schrieb sich als Student der damaligen „k.k. Technischen Hochschule“ ein, die ursprünglich räumlich im Stammhaus des Landesmuseum Joanneum, in der Raubergasse 10, untergebracht war und mit der Eröffnung des neu errichteten Hauptgebäudes 1888 in die Rechbauerstraße 12 übersiedelte. Zur Zeit Teslas wurden wesentliche Inhalte aus der heutigen Elektrotechnik von Physikern vorgetragen. Erst 1940 wurde an der Technischen Hochschule in Graz eine Abteilung für Elektrotechnik eingerichtet.

Überdurchschnittliche Leistungen

Nikola Tesla wies im ersten Studienjahr eine weit überdurchschnittliche Leistung nach, hat er doch elf verschiedene Vorlesungen mit insgesamt 46 Stunden absolviert. Im zweiten schloss er nur mehr fünf Lehrveranstaltungen (mit insgesamt 19 Stunden) positiv ab und wurde im dritten Studienjahr schließlich wegen Nichtbezahlung des Unterrichtsgeldes aus dem Katalog gestrichen. Es zeigt sich im Verlauf seines Lebens immer wieder, dass Tesla wenig Geschick im Umgang mit Geld hatte – wirtschaftlich schwierige Phasen kennzeichnen seinen Lebensweg trotz einer Vielzahl erfolgreicher Erfindungen.

Ehrendoktorat

Am 23. Jänner 1937 - und somit 60 Jahre nach seinem Studienaufenthalt - wurde Nikola Tesla von der damaligen Technischen und Montanistischen Hochschule Graz-Leoben „in Anerkennung seiner überragenden Verdienste um die Entwicklung der Mehrphasenstrom-Maschinen und der Hochfrequenztechnik“ das Doktorat der technischen Wissenschaften ehrenhalber verliehen. In einem Dankschreiben bringt Tesla seine Verbundenheit zur damaligen Technischen Hochschule Graz zum Ausdruck: „…das Ehrendokument in Empfang zu nehmen, welches mir höchst schätzbar ist von Ihrer Hochschule, an der ich unter Leitung von außerordentlich massgebenden und väterlichen Lehrern meine ungeheure Unwissenheit durch klare Begriffe verminderte. Diesen hochgesinnten Männern schulde ich einen beträchtlichen Teil meines Lebenswerkes.“

Gedenktafel am Landesmuseum Joanneum

Beim Haupteingang zum Stammhaus in der Raubergasse 10 macht seit kurzem auch eine Gedenktafel auf die großen „technischen und naturwissenschaftlichen Söhne“ des Joanneum aufmerksam. Neben Nikola Tesla sind folgende Wissenschafter genannt, die in Graz gewirkt haben: Friederich Mohs war von 1812 bis 1818 erster Professor und Kustos für Mineralogie am Landesmuseum Joanneum und hat hier die weltberühmte „Mohs’sche Härteskala“ entwickelt, die bis heute Gültigkeit hat. Franz Xaver Unger war von 1835 bis 1949 Professor der Botanik und Zoologie am Landesmuseum Joanneum und gilt als Vater der Paläobotanik. Wilhelm von Engerth, Professor für Mechanik und Maschinenlehre am Joanneum, ging als Konstrukteur der „Semmering-Lok“, mit der erstmals Schienensteigungen überwunden werden konnten, in die Geschichte ein.

Rückfragen:
Wohinz, Josef W., O.Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr.techn. Josef Wohinz
Email: josef.wohinz@TUGraz.at
Tel: 0316 873 7290

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