Seit dem Jahr 2004 verdichten TU Graz und Karl-Franzens-Universität ihr Netzwerk: Zum ersten Mal in der Geschichte gehen zwei österreichische Universitäten eine strategische Kooperation in Forschung und Lehre im Bereich der Naturwissenschaften ein. Beide Senate haben kürzlich für die Einrichtung gemeinsamer Studien grünes Licht gegeben. Die Universitäten haben damit einen Meilenstein in ihrer Geschichte gesetzt. „Zuversichtlich blicken wir daher den kommenden Verhandlungen über die Leistungsvereinbarungen mit dem Wissenschaftsministerium entgegen“, betonen die beiden Rektoren unisono und hoffen auf finanzielle Bestätigung der Zusammenarbeit.
Drei Aktionsfelder, fünf Arbeitsgruppen
Die Inhalte in den drei Aktionsfeldern werden von fünf interuniversitären Arbeitsgruppen der Fachbereiche Technische und Molekulare Biowissenschaften, Chemie, Geowissenschaften, Mathematik und Physik erarbeitet. Strategische und politische Entscheidungen trifft der Lenkungsausschuss unter Einbindung der Universitätsräte. Ein weiteres Leitungsgremium ist das operative Dekanat. Alle Gremien werden zu gleichen Teilen von VertreterInnen beider Universitäten besetzt.
Im Sommer 2005 honorierte die Hochschulpolitik die interuniversitäre Initiative: Insgesamt zehn Millionen Euro aus den Töpfen Infrastruktur III und Implementierungsmittel § 141 fließen in die Konzeption und Umsetzung von gemeinsamen Bachelor- und Master-Studien, die gemeinsame Durchführung der Doktoratsausbildung im Rahmen der Graz Advanced School of Science (GASS) sowie in Organisation und Durchführung gemeinsamer Forschungsvorhaben.
Bachelor- und Master-Studien
Im Sinne einer konsequenten Weiterführung des Bologna-Prozesses haben die einzelnen Arbeitsgruppen in intensiven Verhandlungen Entwürfe für gemeinsame Bachelor- und Master-Studien erarbeitet. Eine am 30. Mai 2006 unterzeichnete Kooperationsvereinbarung regelt alle rechtlichen und organisatorischen Fragen zum gemeinsamen Studienbetrieb der „Zwillingsfakultät“, wie etwa Ort der Inskription und des Abschlusses, Aufteilung der Studienbeiträge und Ausstellung von Zeugnissen.
Chemie: Im Wintersemester 2006 startet das Bachelor-Studium Chemie. Die grundlegende Ausbildung verknüpft theoretische Kenntnisse und praktische Fähigkeiten und ermöglicht den Studierenden so den Einstieg in Master-Programme von NAWI Graz oder anderen Universitäten. Drei Masterstudien werden derzeit vorbereitet, der Startschuss soll im Wintersemester 2007 fallen.
Biowissenschaften: Das Bachelor-Studium Molekularbiologie bereichert ab dem kommenden Herbst das Angebot beider Universitäten. Drei darauf aufbauende Master-Studien – Molekulare Mikrobiologie, Biochemie und Molekulare Biomedizin sowie Biotechnologie – sind vorbereitet, der Betrieb ist ab 2007 geplant.
Geowissenschaften: Der Studienplan für das Bachelor-Studium „Erdwissenschaften“ steht ebenso wie das aufbauende Masterstudium mit gleichem Namen fest und startet mit Wintersemester 2006. Möglich sind Vertiefungen in Strukturgeologie/Petrologie, Geobiologie und Paläökologie, Hydrogeologie und -chemie sowie in Engineering Geology, das den Fokus auf die Geotechnik legt. Studierenden steht in ihrem Master-Studium durch die universitätenübergreifende Kooperation, die mit dem Universitätszentrum Angewandte Geowissenschaften Steiermark (UZAG) auch die Montanuniversität Leoben umfasst, ein breites Spektrum an erdwissenschaftlichen Disziplinen offen.
Mathematik: Im Mittelpunkt der Diskussion steht derzeit die postgraduale Ausbildung. Gemeinsame Bachelor- und Master-Studien sind zwar auch hier angedacht, sollen aber erst mittelfristig realisiert werden.
Physik: Der Diskussionsstand ist hier ähnlich wie im Fachbereich Mathematik. Die Studienpläne sollen erst nach eingehenden Überlegungen abgestimmt werden. Der klare Fokus der Kooperation liegt vorerst bei den Doktoratsstudien im Rahmen der Graz Advanced School of Science.
Graz Advanced School of Science (GASS)
Die Ausbildung von exzellenten NachwuchswissenschafterInnen und höchst qualifizierten Führungskräften für Wissenschaft und Wirtschaft wird von der „Graz Advanced School of Science“ (GASS) in allen Kooperationsbereichen von NAWI Graz wahrgenommen. Insgesamt drei Millionen Euro werden bis Ende 2006 in die Umsetzung investiert, damit GASS zu einem Exzellenzzentrum der Naturwissenschaft wird, das Forschung und Lehre verbindet. Ziel ist, ein Grazer Center of Excellence der Naturwissenschaften für mehr als 60 Studierende zu etablieren.
Chemie und Biowissenschaften: Als erstes gemeinsames Angebot im Rahmen von NAWI Graz startete 2005 das Doktoratskolleg „Molekulare Enzymologie“. Die 18 besten Studierenden absolvieren bereits das anspruchsvolle dreijährige Programm. In der im Frühjahr dieses Jahres durchgeführten zweiten Ausschreibungsrunde wurden weitere sechs KandidatInnen ausgewählt, die in diesen Tagen mit ihren Doktorarbeiten beginnen.
Geowissenschaften: Für die Bereiche der Geowissenschaften ist der Schulterschluss für die Doktoratsausbildung und für gemeinsame Forschungsvorhaben mit der Montanuniversität Leoben geplant. Gefördert werden derzeit sechs wissenschaftliche MitarbeiterInnen, die an den beteiligten Instituten der beiden Grazer Universitäten ihre Dissertationen verfassen.
Mathematik: Universitätsübergreifende Seminare gibt es bereits, im Rahmen von GASS sollen bestehende Kooperationen in der postgradualen Lehre weiter ausgebaut werden. Vorerst werden vier DissertantInnenstellen – zwei pro Universität – besetzt.
Physik: Das Konzept zum gemeinsamen Doktoratskolleg ist erstellt. Das Wissenschaftskolleg Physik will eine gemeinsame Ausbildung realisieren, bei der die
insgesamt zehn DoktorandInnen von VertreterInnen beider Universitäten betreut werden. Die Begutachtung der Dissertationen erfolgt zusätzlich durch renommierte Forscherpersönlichkeiten außerhalb von Graz. Bereits begonnen hat das vom FWF geförderte Doktoratskolleg „Hadronen im Vakuum, in Kernen und Sternen“. Im Vollausbau wird es 15 DoktorandInnen einen Studienplatz bieten.
Forschung
Basierend auf der langjährigen Erfahrung arbeiten die Karl-Franzens-Universität und die TU Graz in der Forschung noch enger zusammen. „NAWI Graz zielt darauf ab, für zukünftige Herausforderungen besser gerüstet zu sein, um den internationalen Standard zu halten und weiter auszubauen“, sind sich die Rektoren einig.
Durch gemeinsame Anträge soll es einfacher werden, aufwendige apparative Infrastruktur für die Forschung in Graz verfügbar zu machen. Allein 2005 wurden 18 gemeinsame Forschungsprojekte bewilligt, weitere Projekte sind beantragt. Infrastruktur III-Mittel beider Universitäten wurden bereits in gemeinsame Geräte investiert. Auch Berufungen herausragender ForscherInnenpersönlichkeiten werden interuniversitär abgestimmt.
Markenzeichen
Die Zusammenarbeit von TU Graz und Karl-Franzens-Universität wird zusätzlich mit einem eigenen NAWI Graz-Logo zum Ausdruck gebracht. Ein gemeinsamer Wettbewerb, zu dem alle Studierenden beider Universitäten eingeladen waren, endete überaus erfolgreich mit mehr als 200 Vorschlägen.
Eine Jury mit VertreterInnen des operativen Dekanates, der Rektorate, der Pressestellen sowie zwei GrafikerInnen wählte einen Entwurf aus. Das Siegerprojekt stammt vom Geologie-Doktoranden Heiko Gaich, der für seine Arbeit mit einem iPod belohnt wird: Zwei farblich auf die bestehenden Logos der Universitäten abgestimmte Quadrate symbolisieren die interuniversitäre Partnerschaft, ein stilisierter Globus die internationale Ausrichtung des Kooperationsprojektes.
Rückfragen:
TU Graz
Mag. Alice Senarclens de Grancy
Email alice.grancy@tugraz.at
Tel 0316 873 6006
Mobil 0664 60 873 6006
Karl-Franzens-Universität Graz
Mag. Andreas Schweiger
Email andreas.schweiger@uni-graz.at
Tel 0316 380 1018
Mobil 0664 333 60 23
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