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14. April 2005

Mehr Benutzerkomfort für Besucher:
Erste Universitätsbibliothek mit RFID-Technologie

Schnell, einfach und bequem funktioniert die elektronische Erkennung eines Produkts mit Radio Frequency Identification (RFID)-Technologie. „Intelligente Etiketten“ ermöglichen dabei die berührungslose Identifikation mittels Funkübertragung. Als erste Universitätsbibliothek in Österreich wird die Fachbibliothek Inffeld der TU Graz mit modernster RFID-Technologie ausgerüstet.

Paketdienste, Gepäckabfertigung auf Flughäfen oder Verleihdienste: Ursprünglich wurden Transponder-Etiketten speziell für hochvolumige Logistikanwendungen mit großen Stückzahlen entwickelt. Auf diese Weise gekennzeichnete Objekte können mittels berührungsloser Objekterkennung - auch als RFID-Technologie (Radio Frequency Identification) bezeichnet – Informationen ohne physischen Kontakt austauschen. Diese „intelligenten Etiketten“, auf denen detaillierte Informationen über die jeweiligen Güter gespeichert werden, können aber auch im Bibliotheks-Bereich überaus nützliche Dienste leisten. Die Leitung der Universitätsbibliothek der TU Graz hat diese Chance erkannt und reagiert. „Wir freuen uns, dass wir mit der Fachbibliothek für Informatik und Informationstechnologie der TU Graz über die erste Österreichische Universitätsbibliothek mit modernster RFID-Technologie verfügen“, zeigt sich TU-Rektor Hans Sünkel stolz auf die High-Tech-Bibliothek.

Welche Vorteile bringt RFID-Technologie für den Bibliotheksbenutzer?

Einfach, schnell und zuverlässig: Ohne lästige Wartezeiten können Besucher der Fachbibliothek Inffeld ab sofort auch mehrere Medien gleichzeitig an den automatisierten „Selbtsverbucher“-Verleihstationen entlehnen. Die Ausleihe ist so für TU-Mitarbeiter auch außerhalb der regulären Öffnungszeiten flexibel möglich. „Hat sich ein Bibliotheksbenutzer mit seinem Ausweis am Selbstverbuchungsgerät identifiziert, so legt er alle auszubuchenden Medien gleichzeitig in den Lesebereich. Das System erkennt alle Etiketten, verbucht jedes Medium und deaktiviert die Diebstahlsicherung, damit der Benutzer ohne Auslösen eines Alarms die Schranken beim Ausgang verlassen kann“, erklärt Bibliotheks-Direktorin Eva Bertha das bedienerfreundliche System. Beim regulären Entlehnvorgang wird der Chip im Etikett eines Mediums stumm geschaltet und der Benutzer kann seine ausgeliehenen Bücher ungehindert mit nach Hause nehmen. Ist ein Medium nicht regulär entlehnt, wird ein Alarm ausgelöst.

Welche Vorteile bringt RFID-Technologie für die Bibliothek?

Neben dem Schutz vor Langfingern erleichtert das neue RFID-System Inventurarbeiten ganz entscheidend: Mit einem Handlesegerät, das der Bibliothekar an den Regalen entlang bewegt, können die vorhandenen Bücher eingelesen werden. Auf diese Weise können spezielle Exemplare aufgespürt, vorgegebene Aufstellungen von Büchern überprüft oder fehlende Exemplare angezeigt werden. Fehlplatzierte Bücher werden dabei sofort erkannt, mittels Signal gemeldet und können in weiterer Folge richtig eingeordnet werden. Diese zusätzliche Funktion soll bis etwa Jahresende realisiert sein. Darüber ist es mit dem neuen System möglich Nutzer-Statistiken schnell und einfach herzustellen, die als wichtige Information für die Ankaufspolitik der Bibliothek dienen können.

Wie funktionieren die „intelligenten Etiketten“?

Ein Transponder-Etikett enthält einen winzigen Chip, der so dünn ist, dass er zwischen zwei Papier- oder Kunststoffschichten passt. Der Chip ist mit einer dünnen Antenne verbunden, die ebenfalls im Etikett untergebracht ist und mit dem Lesegerät über Radiosignale kommuniziert. Die Stromversorgung des Chips erfolgt durch das elektromagnetische Feld, das vom Lesegerät erzeugt wird - eine Batterie im Etikett ist damit nicht erforderlich. Jedes Etikett mit integriertem Chip kommuniziert mit dem Lesegerät kontaktlos über einen Abstand von bis zu 1,2 Meter auf einer Frequenz von 13,56 MHz. Im Gegensatz zu konventionellen Bar-Code Systemen sind Transponder-Etiketten unempfindlich gegen Schmutz und können ohne direkte Sichtverbindung gelesen werden. Ein weiteres wichtiges Leistungsmerkmal von Transponder-Etiketten ist das hohe Tempo: Bis zu 60 Etiketten pro Sekunde können gelesen werden.

Hochtechnologie „Made in Austria“: Steirisches RFID-Know-How für die Bibliothekswelt

Das Know-How für die RFID-Lösung an der Fachbibliothek der TU Graz kommt aus nächster Nähe: Philips Semiconductors Styria in Gratkorn liefert die Funkchips, die Bärnbacher Firmen Tagnology und Nekom Hard- und Software. „Mit über einer Milliarde verkaufter Halbleiter ist Philips Semiconductors Styria in Gratkorn Weltmarktführer bei RFID-Chips für hochsichere Smart Cards und für kontaktlose elektronische Identifikationssysteme“, verweist Markus Luidolt, Segment Marketing Manager bei Philips Semiconductors Styria, auf die internationale Verbreitung der am Grazer Standort entwickelten Hochtechnologie. Zu den Philips Referenzprojekten zählt auch die weltweit größte RFID-Bibliotheksinstallation, die Bibliotheken in Singapur (NLB) mit zwei Millionen Nutzern sowie zehn Millionen gekennzeichneten Medien. Tagnology ist ein junges Unternehmen mit Sitz im Technologiezentrum Telepark in Bärnbach, das gemeinsam mit der im selben Zentrum beheimateten Partnerfirma Nekom komplexe Lösungen in der Transpondertechnik anbietet: „Wir haben uns gemeinsam das Ziel gesetzt zu zeigen, dass sich steirisches Know-How in der Transpondertechnik auch im internationalen Vergleich mit namhaften Firmen ohne Probleme messen kann“, betont Tagnology-Geschäftsführer Andreas Pensold.

Wird das Pilot-Projekt in der Bereichsbibliothek im Grazer Inffeld erfolgreich abgeschlossen, sollen weitere Bereiche der TU-Bibliothek wie die Lesesäle der Hauptbibliothek und zusätzliche Fachbibliotheken mit der neuen RFID-Technologie ausgestattet werden. Die Bibliothek der TU Graz verwaltet derzeit einen Bestand von über 600.000 Büchern, rund 3.000 Print- und Online-Zeitschriftentiteln sowie mehr als 70 Millionen Literaturstellen, die den über 8.000 Studierenden und etwa 1.700 Mitarbeitern der TU Graz zur Verfügung stehen.

Rückfragen:
Dipl.-Ing. Eva Bertha
Leiterin der Bibliothek der TU Graz
Email: ebertha@TUGraz.at
Tel: 0316 873 6150

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