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13. Dezember 2005

Laudatio Günter Bauknecht

O.Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr.techn. Hans Sünkel

 

Günter Bauknecht, geboren am 16. Februar 1935 in Stuttgart, besucht in den Wirren der Kriegs- und Nachkriegszeit Gymnasien in Stuttgart sowie in der benachbarten Schweiz. Kaum maturiert, tut Günter Bauknecht seinen ersten Sprung ins kalte Wasser eines Industriebetriebes, als er ein Praktikum in der väterlichen Bauknecht GmbH absolviert und sich mit Gießerei, Modellbau und Konstruktion zu befassen hat.

Gleich im Anschluss daran beginnt Günter Bauknecht das Studium der Elektrotechnik an der damaligen Technischen Hochschule Stuttgart, wobei er sich in der Fachrichtung Starkstrom auf den Schwerpunkt elektrische Maschinen konzentriert. Die Semesterferien sind nicht wirklich der Erholung gewidmet, sondern vielmehr Studienaufenthalten in Paris und London. Im Jahr 1958 schließt er das Vordiplom ab.

Günter Bauknecht hat das Schicksal der frühen Geburt ereilt, und so wird er bereits im zarten Mannesalter von nur 22 Jahren, also noch während seines Studiums an der TH Stuttgart, zum Geschäftsführer der österreichischen Bauknecht Handelsgesellschaft in Wien und bald danach auch zum Geschäftsführer der Paltenstahlwerke in Rottenmann bestellt. Und nur zwei Jahre später, also im Alter von bloß 24 Jahren, ist Günter Bauknecht alleiniger Geschäftsführer sowohl der österreichischen Bauknecht Handelsgesellschaft mbH als auch der Paltenstahlwerke. Dass in dieser verantwortungsvollen leitenden Doppelfunktion das Studium – nun an der damaligen Technischen Hochschule Graz - in den Hintergrund zu treten hat, ist wohl nur allzu verständlich.

Aber auch in seiner ersten Heimat Deutschland läßt ihn das berufliche Engagement nicht los. Im Jahr 1963 wird Günter Bauknecht Geschäftsführer der Bauknecht GmbH in Stuttgart, noch im selben Jahr neben seinem Vater Gottlob und Bruder Gert Mitgesellschafter der Gottlob Bauknecht Elektromotorenbau oHG.

Trotz dieses enorm breiten Tätigkeitsfeldes verstärkt Günter Bauknecht seine Aktivitäten in Österreich, besonders aber jene in der Steiermark. So stellt er die bestehende Produktlinie von Anhängern und landwirtschaftlichen Geräten radikal um auf das, was in der Zeit des Wirtschaftswunders in einem modernen Haushalt stark gefragt ist – gleichsam Symbole der Prosperität: Kühlschränke, Gefriertruhen, Waschmaschinen, Nachtspeicheröfen und Komplettküchen. Und vor allem den Damen unter Ihnen wird sicher der Slogan „Bauknecht weiß, was Frauen wünschen“ noch im Ohr klingen.

Im Jahr 1974 wird massiv erweitert und ein großes Elektromotorenwerk in Spielberg bei Zeltweg eröffnet, dessen damaliger Leiter, Herr Direktor Ernst Hochsteger uns heute gemeinsam mit seiner Gattin die Ehre seiner Anwesenheit gibt. Ja, Bauknecht konnte mit gutem Recht als Firmen- und Stiftungsimperium sowie Dynastie der drei „G“, nämlich Gottlob, Günter und Gert Bauknecht angesehen werden.

Meine Damen und Herren, einem Sohn im Alter von weniger als 30 Jahren ein Firmenimperium verantwortlich zu übertragen, ist unüblich und wohl nur aus der Krankheit des Vaters erklärbar. Und das bringt mich auf die Erzählung einer Begebenheit unseres Altrektors Willibald Riedler, damals Rektor der Technischen Universität Graz. Willibald Riedler bedauert es im übrigen sehr, dem heutigen Festakt nicht beiwohnen zu können und bestellt auf diesem Wege unserem zu Ehrenden Günter Bauknecht seine besten Grüße und Wünsche. (Willibald Riedler wurde im übrigen gestern eine ganze besonders hohe Auszeichnung zuteil: die Verleihung des großen Kardinal Innitzer-Preises durch Herrn Kardinal Schönborn.)

Nun zu Riedlers Annekdote: Die TU Graz hatte im Jahr 1976 beschlossen, Herrn Gottlob Bauknecht für seine unzähligen Verdienste, die auch von der Bundesrepublik Deutschland und Österreich durch höchste Ehrungen und Auszeichnungen gewürdigt wurden, das Ehrendoktorat zu verleihen. Gottlob Bauknecht war aber wegen seiner schweren Krankheit leider nicht mehr reisefähig, und so kam es, dass unser damaliger Rektor Willibald Riedler, mit Talar, Hermelin und natürlich der Rektorskette ausgestattet, gemeinsam mit Herrn Hofrat Dr. Blanc von der Steiermärkischen Landesregierung kurzerhand nach Stuttgart flog, um Herrn Gottlob Bauknecht in seiner Villa das Ehrendoktorat feierlich zu verleihen. Wunderschön und würdig soll die familiäre Feier gewesen sein. Gottlob Bauknecht war überglücklich und erlebte kurzeitig noch einen unverkennbaren gesundheitlichen Auftrieb, bevor er noch im selben Jahr seiner schweren Krankheit erlag.

Meine Damen und Herren, kaum ein Großkonzern erlebt im Laufe seines Bestehens ausschließlich laminare Strömungen wirtschaftlicher Art. Und auch das Bauknecht-Imperium stellt diesbezüglich keine Ausnahme dar und durchlebt auch turbulente Phasen in schwierigen Zeiten. Und Günter Bauknecht muss wie so viele andere auch bald erfahren, dass Dir die Banken zwar in guten Zeiten gerne einen Regenschirm borgen; sobald es aber zu regnen beginnt, fordern sie diesen Schirm rasch wieder zurück. So sieht sich Bauknecht veranlaßt, im Jahr 1982 das Hausgerätegeschäft an den Philips-Konzern abzugeben und verschiedene andere Produktionssparten als eigenständige Gesellschaften mit Fremdbeteiligung einzurichten.

Die drei „G“, Gottlob, Gert und Günter Bauknecht hatten zwar Ihren Fokus verständlicherweise auf das Funktionieren des Konzerns gelegt, sie zeigten aber auch gleichzeitig eine starke Inklination zur Unterstützung unserer Gesellschaft und errichteten die nach ihnen benannten drei Stiftungen, die Gottlob Bauknecht Stiftung, die Günter Bauknecht Stiftung sowie die Gert Bauknecht Stiftung.

Und über diese Stiftungen hat sich Günter Bauknecht, der dem Vorstand aller dreier Stiftungen sowie einer weiteren Bauknecht-Stiftung angehört, vielfach als Förderer von sozialen, wissenschaftlichen und kulturellen Aufgaben verdient gemacht: durch Sponsoring von unzähligen kulturellen Veranstaltungen, durch die Finanzierung einer umfangreichen Bibliothek für Lehre und Forschung auf dem Gebiet der Geoinformationstechnologien und der Betriebsinformatik am Universitätszentrum Rottenmann, durch eine beachtliche Kofinanzierung eines vom Zukunftsfonds des Landes Steiermark geförderten stark interdisziplinären Forschungsprojektes „Search and Rescue“ der TU Graz und durch zahlreiche andere Unterstützungen mehr.

Ein unübersehbares Dankeschön für sein jahrzehntelanges Wirken in leitender Position in Wirtschaft und Industrie und für seine mit Leben erfüllte soziale und humane Gesinnung wurden Herrn Günter Bauknecht schon zahlreiche Ehrungen in der Bundesrepublik Deutschland und in Österreich zuteil. Und die Technische Universität Graz setzt heute ein sichtbares Zeichen der Würdigung seines Tuns durch die Verleihung der Ehrensenatorwürde, wozu ich stellvertretend für die gesamte Technische Universität Graz, wohl aber auch persönlich herzlich gratuliere.

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