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29.Juli 2004

Sub Auspiciis Promotion und
Verleihung des Ehrendoktorates

Zwei Promotionen der besonderen Art an einem Tag: Mit einer Sub Auspiciis Promotion
werden außerordentliche Leistungen von Studierenden vom Gymnasium bis zur
Erlangung des Doktorgrades gewürdigt. Einen solch hervorragenden Studienerfolg kann
der Mathematiker Thomas Stoll nachweisen, den die TU Graz am Dienstag, den 29. Juni
2004, ehrt. Im Rahmen desselben Festakts wird an den Bauingenieur Richard Goodman
für seine herausragenden Leistungen in Ingenieurgeologie, Geotechnik und
Felsmechanik das Ehrendoktorat verliehen.

Sub Auspiciis Promotion

Die hohe Ehrung einer „Sub Auspiciis Promotion“ erhalten ausschließlich Absolventen, die
Oberstufe und Reifeprüfung mit Auszeichnung und an der Universität jede Prüfung in der
geforderten Mindestdauer mit bestmöglichem Prüfungsergebnis sowie Diplom- und
Doktoratsstudium ebenso wie Rigorosum und Dissertation mit Auszeichnung abgeschlossen
haben. Zudem muss dem Sub Auspiciis-Promovenden „ein auszeichnungswürdiges Verhalten an
der Hochschule als auch außerhalb derselben" bescheinigt werden. Sind all diese Bedingungen
erfüllt, überreicht der Bundespräsident einen Ehrenring, dessen Siegelplatte das Bundeswappen
sowie die Worte ,,sub auspiciis Praesidentis'' enthält.

Die erste Sub Auspiciis-Promotion an der damaligen „Technischen Hochschule Graz“ fand vor
genau fünfzig Jahren, 1954, statt. Der Mathematiker Thomas Stoll ist der dreißigste Doktor, den
die TU Graz mit einer "Promotio sub auspiciis Praesidentis rei publicae" auszeichnet.


Dipl.Ing. Dr.techn. Thomas Stoll

Thomas Stoll wurde am 11. Juni 1978 in Meran, Südtirol, geboren. Seine Schullaufbahn begann er
in Algund und besuchte anschließend das A. Einstein- Gymnasium in Meran, wo er 1997 mit
Auszeichnung maturierte. Im anschließenden Studium der Technischen Mathematik an der TU
Graz wählte er den Studienzweig Technomathematik und schloss 2001 das Diplom- ebenso wie
2004 das Doktoratsstudium mit Auszeichnung ab. Bereits während des Studiums war Stoll im
FWF-Projekt „Numbertheoretic Algorithms and their Applications“ tätig und veröffentlichte
gemeinsam mit Robert Tichy, dem Betreuer seiner Diplomarbeit und der Dissertation und
derzeitigem Dekan der Fakultät für Technische Mathematik und Technische Physik, verschiedene
wissenschaftliche Aufsätze über diophantische Gleichungen, einem komplexen Gebiet der
Zahlentheorie.

Seine Dissertation mit dem Titel "Finiteness Results for Diophantine Equations Involving
Polynomial Families" bezeichnet Stoll selbst als ein "Cross-over" der Bereiche Zahlentheorie,
Kombinatorik, Orthogonalpolynome und Differentialgleichungen. Diophantische Gleichungen,
also Gleichungen mit ganzzahligen Unbekannten, treten oft bei kombinatorischen
Abzählproblemen in Erscheinung. Wesentliche Fragestellung in Stolls Arbeit war, ob diese
Gleichungen unendlich oder nur endlich viele Lösungen besitzen. Stoll konnte unter Einsatz des
Computer-Algebra-Systems „Maple“ für eine große Klasse von Polynomfamilien die Endlichkeit
direkt nachweisen. Resultate aus der Theorie der Differentialgleichungen ermöglichen es zudem,
dieselben Schlüsse auf bekannte Familien von Orthogonalpolynomen zu übertragen.

Neben dem Studium war Stoll außerdem Chefredakteur der „umadum“, der Studentenzeitschrift
der Südtiroler Hochschülerschaft Graz. Mehrere Sprachkurse in Mandarin-Chinesisch und das
Konzertfachstudium Fagott, das er 2001 an der Kunstuniversität Graz inskribiert hat, zeigen die
Vielseitigkeit des jungen Technikers.


Ehrendoktorat

Ein Ehrendoktorat kann laut Satzung der TU Graz an „Personen, die auf Grund ihrer
wissenschaftlichen, wissenschaftlich-technischen, technisch-ökonomischen oder technischkünstlerischen
Leistungen in Fachkreisen hohes Ansehen genießen und sich im Bereich der an
der TU Graz vertretenen wissenschaftlichen Fächer hervorragende Verdienste erworben haben“
verliehen werden.
 


Ph.D. Richard Goodman

Geboren am 25. Dezember 1935 in New York, nahm Richard Goodman sein Studium der Geologie
an der University of Wisconsin aufgrund seiner besonderen Begabung bereits mit 16 Jahren auf.
Nach zwei Jahren wechselte er an die Cornell University, wo er 1955 seinen Abschluss erwarb.
Nach einem Praxisjahr beim „Army Corps of Engineers“ nahm er das Master Studium in
Bauingenieurwesen mit der Vertiefung auf Angewandte Geologie auf, das er 1958 beendete.

Nach dem Studium war Goodman als geotechnischer Ingenieur bei Hunting Technical Services in
Columbus, Ohio, und Geotechnics & Resources, in New York tätig. 1959 nahm er an der University
of California das Doktoratsstudium auf, wobei er sich primär auf die Gebiete der
Ingenieurgeologie, der Bodenmechanik und der Allgemeinen Geologie konzentrierte. Das
Doktorat wurde ihm 1964 verliehen. Bereits während des Dokotoratsstudiums lehrte Goodman als
Assistant Professor und ab 1969 als Associate Professor innerhalb der Gruppe Geotechnik an der
TU Graz und schließlich von 1975 bis 1994 als Professor für Ingenieurgeologie am Department für
Bauingenieurwesen an der University of California, Berkeley.

Neben seiner Lehrtätigkeit war Goodman bei der Weiterentwicklung von Berechnungs- und
Versuchsmethoden in der Geotechnik überaus erfolgreich. Goodman ist heute weltweit begehrter
Berater in Fragen der Stabilität von Böschungen, Hängen und Tunnels, sowie bei der
Stabilitätsanalyse von Erddämmen und Staumauern und deren Gründung. 1994 emeritierte
Goodman, um sich der wissenschaftlichen Forschung noch intensiver widmen zu können, hält
aber bis heute noch Vorlesungen an einzelnen Universitäten.

Neben vier Lehrbüchern, welche als Standardwerke in der Felsmechanik gelten, verfasste
Goodman auch eine viel beachtete Biographie über den Begründer der Bodenmechanik: Der
Österreicher Karl von Terzaghi studierte von 1900 bis 1904 an der TU Graz, wo er 1911 auch
promovierte. Im Zuge der Recherche für die Biographie wurden die Beziehungen zu den
Geotechnikinstituten der TU Graz intensiviert. Goodman konnte mehrfach als Gastprofessor und
für verschiedene Workshops mit starker internationaler Beteiligung gewonnen werden. Für die
Grazer Geotechniker eröffnete sich so die Möglichkeit, in Berkeley, Sacramento und Oakland bei
Seminaren mitzuwirken sowie in einen permanenten Wissensaustausch mit dem renommierten
US-Professor zu treten.

Neben seiner erfolgreichen akademischen Laufbahn und Beratungstätigkeit fällt Goodman durch
sein musisches Talent auf: Als aktiver Opernsänger und exzellenter Pianist tritt er seit Jahrzehnten
in Opernhäusern und Konzertsälen öffentlich auf. „Zusammenfassend handelt es sich bei Prof.
Richard Goodman um eine Persönlichkeit, die sich durch eine exzellente Qualifikation auf dem
Gebiet der Geotechnik aber auch im musischen und schriftstellerischen Bereich auszeichnet“,
heißt es in der Begründung, mit der Goodman für die hohe Ehrung vorgeschlagen wurde.
 

Rückfragen:

Mag. Alice Senarclens de Grancy
Email: alice.grancy@TUGraz.at
Tel.: 0316 873 6006
Mobil: 0664 60 873 6006

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