„TU Graz-Rallye“: Bremsen und Gas geben gleichzeitig prägte die
Arbeit des Rektors und seiner
Vizerektoren im letzten Jahr. Das erste Rektorat der TU Graz nach dem
neuen Universitätsgesetz ist seit 1. Oktober 2003 im Amt. Finanzen: Mit
„behutsamer“ Budgetpolitik ans Ziel „Handeln statt Beklagen“ bleibt
zentrales Motto an der TU Graz, auch wenn die budgetäre Situation keinen
Anlass zur Zufriedenheit gibt. Erschwerend kommt hinzu, dass
insbesondere der Anlagenbereich, also für Forschung und Lehre in den
Natur- und Ingenieurwissenschaften unverzichtbare Laborausstattungen und
Geräte, „in die Jahre gekommen“ ist. Hier werden künftig weit höhere
Investitionen notwendig als bisher. Ziel der den finanziellen
Rahmenbedingungen
entsprechenden „behutsamen“ TU-Budgetpolitik ist eine „Punktlandung“ zu
Jahresende 2004. Erfreuliches ist aus dem Bereich der
Drittmittel-Aktivitäten zu vermelden: Mit einer Steigerung von 25
Prozent gegenüber dem Vorjahr haben die Institute der TU Graz im Jahr
2003 insgesamt Einnahmen von etwa 25 Millionen Euro erzielt. Damit
lukriert die Technische Universität mehr als ein Viertel ihrer
finanziellen Mittel über Forschungsaufträge aus gemeinsamen Projekten
von Universität und Unternehmen. Dieser Betrag soll bis Ende 2007 auf
jährlich 30 Millionen Euro gesteigert werden. Darüber hinaus will die
Universitätsleitung künftig auch vermehrt Einnahmen aus
Fundraising-Aktivitäten lukrieren.
Personal: Gebremst und gleichzeitig volle Kraft voraus
Bedingt durch die budgetären Rahmenbedingungen ist auch im
Personalbereich Sparsamkeit an der Tagesordnung. „Für eine akademische
Institution, die den Puls der Zeit mitbestimmt, wäre es jedoch fatal,
zukunftsträchtige Themenbereiche aus rein monetären Überlegungen
vorschnell dem Rotstift zu opfern“, mahnt TU-Rektor Hans Sünkel und hat
sich daher bewusst für ein progressives Vorgehen entschieden. Seit
Beginn seiner Amtsperiode wurden 24 Berufungsverfahren erfolgreich
abgeschlossen. „Die TU Graz beschreitet damit in verschiedenen
Bereichen hoffnungsvolles wissenschaftliches Neuland, das für die
Studierenden neue berufliche Perspektiven und für die hochtechnologische
Industrie weiter ausgezeichnet ausgebildete Arbeitskräfte bringt“, zeigt
sich Sünkel optimistisch.
Lehre: Mehr Qualität statt Quantität
Im Studienjahr 2003/2004 wurden an der TU Graz etwa 2.500
Lehrveranstaltungen abgehalten und fast 71.000 Prüfungen abgelegt.
Zentrale Ziele der Entwicklung im Studienbereich bleiben die
Sicherstellung der hohen Qualität der Lehre, die Verkürzung der
Studienzeit sowie die Internationalisierung. Im März 2004 wurde die TU
Graz als eine von zehn europäischen Hochschulinstitutionen und als
einzige österreichische Einrichtung von der Europäischen Kommission mit
dem ECTS-Label ausgezeichnet. Dieses Qualitätssiegel bürgt für die
optimale Anerkennung von Studien- und Prüfungsleistungen, die für die
Durchführung von Austauschprogrammen entscheidend ist. Zudem will die
Universität den Anteil internationaler Studierender in den nächsten
Jahren deutlich steigern. Auch im Bereich der Lehre erforderte die
Budgetsituation gezielte Einsparungen. In Absprache
mit Senat und Personalvertretung wurde daher im Frühjahr 2004 ein für
die gesamte TU Graz einheitliches Vorgehen für die Bewertung und
Beauftragung von Lehrveranstaltungen beschlossen. Dazu wurde ein eigenes
Kennzahlen-System für die Beurteilung der Leistung der Lehrenden
eingeführt, das künftig als Steuerungsinstrument dienen soll. Die
verwendeten Kennzahlen berücksichtigen die Abhaltung von
Lehrveranstaltungen und Prüfungen sowie die Beurteilung von Diplom- und
Magisterarbeiten.
Ziel eines eigenen Projekts ist es für alle Studienrichtungen der TU
Graz eine Studienverlaufsanalyse durchzuführen, welche als quantitative
Basis für die Einleitung gezielter Maßnahmen zur Verkürzung der
Studienzeiten dienen soll. Diese Analyse wird im Herbst 2004 für alle
Studienrichtungen abgeschlossen sein. Die Durchschnittsstudiendauer soll
bis 2012 auf zwölf Semester gesenkt werden. Im Rahmen der Umsetzung des
Bologna-Prozesses ist die Umwandlung der Diplomstudien zu Bakkalaureats-
und Magisterprogrammen voll im Gange: Neu ab Wintersemester 2004/2005
ist das dreijährige Bakkalaureats-Studium der Technischen Physik, das
erstmals in Österreich angeboten wird. Ebenfalls das erste Mal bietet
die TU Graz das Magister-Studium der „Engineering Geology“
(Ingenieurgeologie) an, das auf ein abgeschlossenes Studium der
Erdwissenschaften aufbaut und gänzlich in englischer Sprache
durchgeführt wird. In Bereichen hoher Bedarfserwartung und besonders
ausgezeichneter Berufschancen wird eine Erhöhung der Zahl der
Absolventinnen und Absolventen angestrebt. Weiters soll die postgraduale
Aus- und Weiterbildung bis 2010 stark erweitert werden: Zumindest zehn
Post-Graduate-Studien und Universitätslehrgänge sollen bis dahin das
Studienangebot der TU Graz ergänzen.
Forschung: Am Weg ins internationale Spitzenfeld
Die TU Graz ist für die neuen Herausforderungen gut gerüstet, wie aus
den folgenden Zahlen und Fakten hervorgeht: An der TU Graz wurden in den
vergangenen Jahren im Jahresmittel ungefähr 1400 Publikationen in
referierten Zeitschriften veröffentlicht und etwa fünfzehn Erfindungen
patentiert. Die mittlere Zahl der Habilitationen liegt bei 10, die der
Diplomarbeiten und Doktorarbeiten bei 700 bzw. 110. Mehr als die Hälfte
aller Diplom- und Doktorarbeiten wird im Rahmen von Kooperation mit
externen Partnern durchgeführt. TU-Forscher waren im Kalenderjahr 2003
sehr erfolgreich im Akquirieren von Forschungsförderungen und im Aufbau
von Forschungskooperationen: 49 EU- Projekte (in sieben als
Koordinator), acht Christian Doppler-Labors, maßgebliche Beteiligung an
drei Spezial- und fünf FWF-Forschungsschwerpunkten. Darüber hinaus ist
die TU Graz an elf Kompetenzzentren - zum Großteil federführend -
beteiligt. Die Zukunft dieser gemeinsamen Forschungsstätten von
Wissenschaft und Wirtschaft zu sichern sowie bis Ende 2007 zumindest
zwei weitere Kompetenzzentren zu gründen ist erklärtes Ziel der
Universitätsleitung. Zur Förderung und
Unterstützung im Forschungsbereich von Forschungsförderprogrammen bis
hin zur Verwertung von Erfindungen, wurde im Juli eine eigene
Servicestelle für „Intellectual Property Rights, Patente und
Forschungssupport“ eingerichtet. Ab 2007 sollen jährlich etwa 50 Patente
mit Beteiligung der TU Graz angemeldet werden. Elf
Forschungsschwerpunkte prägen die „Forschungstopographie“ der TU Graz.
Diese künftigen Stärkefelder der TU Graz sind Informations- und
Kommunikationstechnik, Algorithmen und Mathematische Modellierungen,
Moderne Materialwissenschaften, Technische Biowissenschaften,
Verfahrens- und Umwelttechnik, Energiesysteme und Anlagentechnik,
Fahrzeugtechnik, -antriebe und Fahrzeugsicherheit, Integrierte
Gebäudeentwicklung, Design Science in Architecture, Fortschrittliche
Bautechnologie und Innovative Geotechnik sowie Sichere verteilte
intelligente Multimedia- Prozesse und -Strukturen für die e-University.
Zumindest sechs dieser Schwerpunkte sollen sich künftig im
internationalen Spitzenfeld von Forschung und Technologie finden.
Kooperation: Lokal vernetzen, international kooperieren
„Wir arbeiten aktiv als Teil des nationalen und internationalen
Forschungsnetzwerks mit universitären und außeruniversitären
Forschungseinrichtungen zusammen“, betont Sünkel, der die TU Graz als
„internationales Kompetenzzentrum“ in den technischen Wissenschaften
etablieren möchte. Seit Mai ist eine strategische Partnerschaft mit
Joanneum Research offiziell besiegelt: Mehrere
Institute der TU Graz betreiben schon seit vielen Jahren gemeinsam mit
Joanneum Research auf Projektebene erfolgreiche Forschung und
Entwicklung. Die Joanneum Research und die TU Graz sind gemeinsam an 10
Kompetenzzentren beteiligt, Professoren und Mitarbeiter der TU Graz
wirken mitunter auch leitend in Instituten von Joanneum Research mit.
Den Schulterschluss mit Joanneum Research zu vollführen war von Beginn
an erklärtes Ziel des neuen Rektorates. Ein koordiniertes gemeinsames
Vorgehen mit Joanneum Research in Forschung und Entwicklung verspricht
erhebliche Vorteile in der Nutzung der kostenintensiven
Forschungsinfrastruktur der beiden Partner, vor allem aber durch die
enorme Stärkung und auch Erweiterung des gemeinsamen Kompetenzbereiches
eine massive Steigerung des Potenzials im Hinblick auf die Akquirierung
von Großprojektion auf europäischer Ebene. Vor dem Hintergrund
budgetärer Herausforderung formierte sich im November des Vorjahres das
„Forum der steirischen Universitäten“, in dem die TU Graz und alle
anderen steirischen Universitäten vertreten sind. Gemeinsam Probleme
lösen und den Wissenschaftsstandort Steiermark stärken sind erklärte
Ziele der universitären Plattform. Trotz individueller Profile der
Universitäten bestehen zudem Möglichkeiten, Synergien durch thematische
Überlappungsbereiche in Lehre und Forschung nützen. Asien entwickelt
sich zusehends zu einem nicht nur wirtschaftlich, sondern auch
wissenschaftlich höchst bedeutsamen Großraum, in dem die Republik Korea
eine beachtenswerte Rolle spielt. Ein Brückenschlag der TU Graz mit dem
Korean Institute of Construction Technology in Seoul erfolgte in Form
eines Kooperationsabkommens im Spätherbst 2003. Ein weiterer Händedruck
in Form der
Unterzeichnung einer Absichtserklärung einer zukünftigen Kooperation mit
der Chungnam National University in Daejeon, dem zukünftigen
Regierungssitz von Korea, erfolgte im Frühjahr 2004.
Infrastruktur: Neue Dächer für Forschung und Lehre
Neue Aufgabenbereiche bedeuten mitunter auch neue Heimstätten: Die
fulminante Entwicklung im gesamten Bereich der technischen
Biowissenschaften, gekennzeichnet durch die Beteiligung an
Kompetenzzentren, die Einrichtung von Christian-Doppler Laboratorien und
die Durchführung von großen Forschungsvorhaben, hat auch den Bedarf nach
adäquaten Räumlichkeiten hervorgerufen. Auf diesen hat die TU Graz durch
den Bau des Biokatalyse-Gebäudes im Bereich der Petersgasse geantwortet
– ein architektonisch preisgekröntes Objekt, das im Frühjahr 2004
besiedelt werden konnte. Kommende Woche, am Mittwoch, dem 15. September
2004, werden neue Objekte im Bereich der Inffeldgasse als Heimstatt der
Kompetenzzentren, des Science Park Graz und einschlägiger Institute
unserer Universität den Nutzern übergeben. Die Bauplanung für das
Frank-Stronach-Institut und der Architektenwettbewerb zum Chemie-
Ersatzgebäude konnten erfolgreich abgeschlossen werden. Organisation:
Institute als leistungsstarke Lehr- und Forschungsfamilien Wesentliche
Aufgabe der neuen Universitätsleitung war die Erstellung eines
Organisationsplans, der noch vor dem Jahresende 2003 nach einer
positiven Stellungnahme des Senats vom Universitätsrat genehmigt wurde.
Seit 1.1.2004 ist die TU Graz in sieben Fakultäten mit insgesamt 104
Instituten gegliedert. Die Dienstleistungs- und Servicebereiche wurden
thematisch dem Rektor und den Vizerektoren zugeordnet.
Rückfragen:
Mag. Alice Senarclens de Grancy
Email:
alice.grancy@TUGraz.at
Tel.: 0316/ 873-6006
Mobil: 0664/ 60-873-6006
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