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8. September 2004

„Ein Jahr Rektorat unter dem UG 02“ oder „Was TUt sich an der TU Graz“

„Der Anfang ist die Hälfte des Ganzen“:
Rückblick und Ausblick auf die Arbeit des Rektorates der TU Graz

„TU Graz-Rallye“: Bremsen und Gas geben gleichzeitig prägte die Arbeit des Rektors und seiner
 

Vizerektoren im letzten Jahr. Das erste Rektorat der TU Graz nach dem neuen Universitätsgesetz ist seit 1. Oktober 2003 im Amt. Finanzen: Mit „behutsamer“ Budgetpolitik ans Ziel „Handeln statt Beklagen“ bleibt zentrales Motto an der TU Graz, auch wenn die budgetäre Situation keinen Anlass zur Zufriedenheit gibt. Erschwerend kommt hinzu, dass insbesondere der Anlagenbereich, also für Forschung und Lehre in den Natur- und Ingenieurwissenschaften unverzichtbare Laborausstattungen und Geräte, „in die Jahre gekommen“ ist. Hier werden künftig weit höhere Investitionen notwendig als bisher. Ziel der den finanziellen Rahmenbedingungen
entsprechenden „behutsamen“ TU-Budgetpolitik ist eine „Punktlandung“ zu Jahresende 2004. Erfreuliches ist aus dem Bereich der Drittmittel-Aktivitäten zu vermelden: Mit einer Steigerung von 25 Prozent gegenüber dem Vorjahr haben die Institute der TU Graz im Jahr 2003 insgesamt Einnahmen von etwa 25 Millionen Euro erzielt. Damit lukriert die Technische Universität mehr als ein Viertel ihrer finanziellen Mittel über Forschungsaufträge aus gemeinsamen Projekten von Universität und Unternehmen. Dieser Betrag soll bis Ende 2007 auf jährlich 30 Millionen Euro gesteigert werden. Darüber hinaus will die Universitätsleitung künftig auch vermehrt Einnahmen aus Fundraising-Aktivitäten lukrieren.


Personal: Gebremst und gleichzeitig volle Kraft voraus
 

Bedingt durch die budgetären Rahmenbedingungen ist auch im Personalbereich Sparsamkeit an der Tagesordnung. „Für eine akademische Institution, die den Puls der Zeit mitbestimmt, wäre es jedoch fatal, zukunftsträchtige Themenbereiche aus rein monetären Überlegungen vorschnell dem Rotstift zu opfern“, mahnt TU-Rektor Hans Sünkel und hat sich daher bewusst für ein progressives Vorgehen entschieden. Seit Beginn seiner Amtsperiode wurden 24 Berufungsverfahren erfolgreich abgeschlossen.  „Die TU Graz beschreitet damit in verschiedenen Bereichen hoffnungsvolles wissenschaftliches Neuland, das für die Studierenden neue berufliche Perspektiven und für die hochtechnologische Industrie weiter ausgezeichnet ausgebildete Arbeitskräfte bringt“, zeigt sich Sünkel optimistisch.


Lehre: Mehr Qualität statt Quantität

Im Studienjahr 2003/2004 wurden an der TU Graz etwa 2.500 Lehrveranstaltungen abgehalten und fast 71.000 Prüfungen abgelegt. Zentrale Ziele der Entwicklung im Studienbereich bleiben die Sicherstellung der hohen Qualität der Lehre, die Verkürzung der Studienzeit sowie die Internationalisierung. Im März 2004 wurde die TU Graz als eine von zehn europäischen Hochschulinstitutionen und als einzige österreichische Einrichtung von der Europäischen Kommission mit dem ECTS-Label ausgezeichnet. Dieses Qualitätssiegel bürgt für die optimale Anerkennung von Studien- und Prüfungsleistungen, die für die Durchführung von Austauschprogrammen entscheidend ist. Zudem will die Universität den Anteil internationaler Studierender in den nächsten Jahren deutlich steigern. Auch im Bereich der Lehre erforderte die Budgetsituation gezielte Einsparungen. In Absprache
mit Senat und Personalvertretung wurde daher im Frühjahr 2004 ein für die gesamte TU Graz einheitliches Vorgehen für die Bewertung und Beauftragung von Lehrveranstaltungen beschlossen. Dazu wurde ein eigenes Kennzahlen-System für die Beurteilung der Leistung der Lehrenden eingeführt, das künftig als Steuerungsinstrument dienen soll. Die verwendeten Kennzahlen berücksichtigen die Abhaltung von Lehrveranstaltungen und Prüfungen sowie die Beurteilung von Diplom- und Magisterarbeiten.
Ziel eines eigenen Projekts ist es für alle Studienrichtungen der TU Graz eine Studienverlaufsanalyse durchzuführen, welche als quantitative Basis für die Einleitung gezielter Maßnahmen zur Verkürzung der Studienzeiten dienen soll. Diese Analyse wird im Herbst 2004 für alle Studienrichtungen abgeschlossen sein. Die Durchschnittsstudiendauer soll bis 2012 auf zwölf Semester gesenkt werden. Im Rahmen der Umsetzung des Bologna-Prozesses ist die Umwandlung der Diplomstudien zu Bakkalaureats- und Magisterprogrammen voll im Gange: Neu ab Wintersemester 2004/2005 ist das dreijährige Bakkalaureats-Studium der Technischen Physik, das erstmals in Österreich angeboten wird. Ebenfalls das erste Mal bietet die TU Graz das Magister-Studium der „Engineering Geology“ (Ingenieurgeologie) an, das auf ein abgeschlossenes Studium der Erdwissenschaften aufbaut und gänzlich in englischer Sprache durchgeführt wird. In Bereichen hoher Bedarfserwartung und besonders ausgezeichneter Berufschancen wird eine Erhöhung der Zahl der Absolventinnen und Absolventen angestrebt. Weiters soll die postgraduale Aus- und Weiterbildung bis 2010 stark erweitert werden: Zumindest zehn Post-Graduate-Studien und Universitätslehrgänge sollen bis dahin das Studienangebot der TU Graz ergänzen.


Forschung: Am Weg ins internationale Spitzenfeld

Die TU Graz ist für die neuen Herausforderungen gut gerüstet, wie aus den folgenden Zahlen und Fakten hervorgeht: An der TU Graz wurden in den vergangenen Jahren im Jahresmittel ungefähr 1400 Publikationen in referierten Zeitschriften veröffentlicht und etwa fünfzehn Erfindungen patentiert. Die mittlere Zahl der Habilitationen liegt bei 10, die der Diplomarbeiten und Doktorarbeiten bei 700 bzw. 110. Mehr als die Hälfte aller Diplom- und Doktorarbeiten wird im Rahmen von Kooperation mit externen Partnern durchgeführt. TU-Forscher waren im Kalenderjahr 2003 sehr erfolgreich im Akquirieren von Forschungsförderungen und im Aufbau von Forschungskooperationen: 49 EU- Projekte (in sieben als Koordinator), acht Christian Doppler-Labors, maßgebliche Beteiligung an drei Spezial- und fünf FWF-Forschungsschwerpunkten. Darüber hinaus ist die TU Graz an elf Kompetenzzentren - zum Großteil federführend - beteiligt. Die Zukunft dieser gemeinsamen Forschungsstätten von Wissenschaft und Wirtschaft zu sichern sowie bis Ende 2007 zumindest zwei weitere Kompetenzzentren zu gründen ist erklärtes Ziel der Universitätsleitung. Zur Förderung und
Unterstützung im Forschungsbereich von Forschungsförderprogrammen bis hin zur Verwertung von Erfindungen, wurde im Juli eine eigene Servicestelle für „Intellectual Property Rights, Patente und Forschungssupport“ eingerichtet. Ab 2007 sollen jährlich etwa 50 Patente mit Beteiligung der TU Graz angemeldet werden. Elf Forschungsschwerpunkte prägen die „Forschungstopographie“ der TU Graz. Diese künftigen Stärkefelder der TU Graz sind Informations- und Kommunikationstechnik, Algorithmen und Mathematische Modellierungen, Moderne Materialwissenschaften, Technische Biowissenschaften, Verfahrens- und Umwelttechnik, Energiesysteme und Anlagentechnik, Fahrzeugtechnik, -antriebe und Fahrzeugsicherheit, Integrierte Gebäudeentwicklung, Design Science in Architecture, Fortschrittliche Bautechnologie und Innovative Geotechnik sowie Sichere verteilte intelligente Multimedia- Prozesse und -Strukturen für die e-University. Zumindest sechs dieser Schwerpunkte sollen sich künftig im internationalen Spitzenfeld von Forschung und Technologie finden.


Kooperation: Lokal vernetzen, international kooperieren

„Wir arbeiten aktiv als Teil des nationalen und internationalen Forschungsnetzwerks mit universitären und außeruniversitären Forschungseinrichtungen zusammen“, betont Sünkel, der die TU Graz als „internationales Kompetenzzentrum“ in den technischen Wissenschaften etablieren möchte. Seit Mai ist eine strategische Partnerschaft mit Joanneum Research offiziell besiegelt: Mehrere
Institute der TU Graz betreiben schon seit vielen Jahren gemeinsam mit Joanneum Research auf Projektebene erfolgreiche Forschung und Entwicklung. Die Joanneum Research und die TU Graz sind gemeinsam an 10 Kompetenzzentren beteiligt, Professoren und Mitarbeiter der TU Graz wirken mitunter auch leitend in Instituten von Joanneum Research mit. Den Schulterschluss mit Joanneum Research zu vollführen war von Beginn an erklärtes Ziel des neuen Rektorates. Ein koordiniertes gemeinsames Vorgehen mit Joanneum Research in Forschung und Entwicklung verspricht erhebliche Vorteile in der Nutzung der kostenintensiven Forschungsinfrastruktur der beiden Partner, vor allem aber durch die enorme Stärkung und auch Erweiterung des gemeinsamen Kompetenzbereiches eine massive Steigerung des Potenzials im Hinblick auf die Akquirierung von Großprojektion auf europäischer Ebene. Vor dem Hintergrund budgetärer Herausforderung formierte sich im November des Vorjahres das „Forum der steirischen Universitäten“, in dem die TU Graz und alle anderen steirischen Universitäten vertreten sind. Gemeinsam Probleme lösen und den Wissenschaftsstandort Steiermark stärken sind erklärte Ziele der universitären Plattform. Trotz individueller Profile der Universitäten bestehen zudem Möglichkeiten, Synergien durch thematische Überlappungsbereiche in Lehre und Forschung nützen. Asien entwickelt sich zusehends zu einem nicht nur wirtschaftlich, sondern auch wissenschaftlich höchst bedeutsamen Großraum, in dem die Republik Korea eine beachtenswerte Rolle spielt. Ein Brückenschlag der TU Graz mit dem Korean Institute of Construction Technology in Seoul erfolgte in Form eines Kooperationsabkommens im Spätherbst 2003. Ein weiterer Händedruck in Form der
Unterzeichnung einer Absichtserklärung einer zukünftigen Kooperation mit der Chungnam National University in Daejeon, dem zukünftigen Regierungssitz von Korea, erfolgte im Frühjahr 2004.


Infrastruktur: Neue Dächer für Forschung und Lehre
 

Neue Aufgabenbereiche bedeuten mitunter auch neue Heimstätten: Die fulminante Entwicklung im gesamten Bereich der technischen Biowissenschaften, gekennzeichnet durch die Beteiligung an Kompetenzzentren, die Einrichtung von Christian-Doppler Laboratorien und die Durchführung von großen Forschungsvorhaben, hat auch den Bedarf nach adäquaten Räumlichkeiten hervorgerufen. Auf diesen hat die TU Graz durch den Bau des Biokatalyse-Gebäudes im Bereich der Petersgasse geantwortet – ein architektonisch preisgekröntes Objekt, das im Frühjahr 2004 besiedelt werden konnte. Kommende Woche, am Mittwoch, dem 15. September 2004, werden neue Objekte im Bereich der Inffeldgasse als Heimstatt der Kompetenzzentren, des Science Park Graz und einschlägiger Institute unserer Universität den Nutzern übergeben. Die Bauplanung für das Frank-Stronach-Institut und der Architektenwettbewerb zum Chemie- Ersatzgebäude konnten erfolgreich abgeschlossen werden. Organisation: Institute als leistungsstarke Lehr- und Forschungsfamilien Wesentliche Aufgabe der neuen Universitätsleitung war die Erstellung eines Organisationsplans, der noch vor dem Jahresende 2003 nach einer positiven Stellungnahme des Senats vom Universitätsrat genehmigt wurde. Seit 1.1.2004 ist die TU Graz in sieben Fakultäten mit insgesamt 104 Instituten gegliedert. Die Dienstleistungs- und Servicebereiche wurden thematisch dem Rektor und den Vizerektoren zugeordnet.
 

Rückfragen:
Mag. Alice Senarclens de Grancy
Email: alice.grancy@TUGraz.at
Tel.: 0316/ 873-6006
Mobil: 0664/ 60-873-6006

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