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18. April 1999

Know how österreichischer Forschung für den Tunnelbau

Subtitel

Seit 1997 betreiben österreichische Wissenschafter im Rahmen des vom Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) geförderten fünfjährigen Forschungsschwerpunktes "Numerische Simulation im Tunnelbau" (SITU) Grundlagenforschung zur international bekannten Neuen Österreichischen Tunnelbaumethode (NÖT). Von Neuerungen in der digitalen Aufnahmetechnik über effiziente numerische Simulationen des Vortriebs in stark verformbaren Böden bis hin zu Virtual Reality Programmen spannt sich der Bogen der behandelten Themen.

Ziel der Forschungen ist es, Tunnelbauingenieuren durch Neuentwicklungen und Verbesserungen bisheriger Arbeitsmethoden zusätzliche Hilfsmittel zur Planung und Ausführung von Tunnelbauwerken zur Verfügung zu stellen. Es gilt, bereits vor Beginn der Bauarbeiten Varianten tunnelbautechnischer Maßnahmen und deren Auswirkungen auf die Umwelt besser einschätzen zu können.

"Wir brauchen eine bessere wissenschaftliche Fundierung, sonst sind wir weg vom Fenster", lautete eine der Forderungen nach den für den österreichischen Tunnelbau desaströsen Vorfällen in München und Heathrow 1994. Damals hatte der Einsturz eines U-Bahn Tunnelstollens unter einer Bushaltestelle in München vier Tote und 29 Verletzte gefordert. Nur einen Monat später entgingen 25 Arbeiter bei einem weiteren Unglück in Heathrow mit viel Glück dem gleichen Schicksal.

Die österreichische Forschung hat sich den Aufruf ihrer Partner aus der Wirtschaft zu Herzen genommen. Verbesserte Berechnungs- und Simulationsmodelle sollen zukünftig eine Optimierung des Tunnelvortriebs in sicherheitstechnischer und wirtschaftlicher Hinsicht erlauben. Das interdisziplinäre Forschungsprojekt SITU vereint seit 1997 acht Forschungsgruppen mit insgesamt 31 Wissenschaftern der Technischen Universitäten Graz, Innsbruck und Wien. Das Budget für die fünfjährige Laufzeit beträgt 2,5 Millionen Euro. Alle involvierten Forschungsgruppen genießen in Teilbereichen der Numerischen Simulation Weltruf. Ziel des Vorhabens ist es, durch Synergiebildung die Durchschlagskraft der Forschungsarbeiten dramatisch zu erhöhen. Die österreichischen Forscher haben in diesem Sinne nicht nur untereinander sondern auch zur Tunnelbauindustrie enge Kontakte aufgebaut.

Forschungsschwerpunkte des Projektes "Numerische Simulation im Tunnelbau"

digitale Aufnahme und automatisierte Auswertung der geologischen Verhältnisse
numerische Simulation der mechanischen Vorgänge beim Tunnelvortrieb, wie Gebirgsverhalten, Einfluss von Stützmittel (Spritzbeton, Anker etc.)
Visualisierung der berechneten bzw. gemessenen Daten unter Einbeziehung von Virtual Reality-Techniken

Hannover Messe Industrie, 19.-24. April 1999, Halle 18, EG, Stand H 15


Am Stand haben Besucherinnen und Besucher die Möglichkeit, sich selbst an den Werkzeugen des modernen Tunnelbaus zu versuchen: Auf einer Silicon-Graphics Workstation können sie mittels Virtual-Reality-Techniken die Münchner U-Bahn begehen.


Die großen zehn der Neuen Österreichischen Tunnelbaumethode (NÖT)

Tauerntunnel
Pioniertat und Meisterleistung in einem. Bis dahin der tiefste und längste Gebirgstunnel. Entdeckung der Radialschlitze. Gebirgsverformungen bis zu einem Meter wurden damit beherrschbar.
Arlbergtunnel
Rekordlänge in Rekordzeit. Trotz schwierigster Geologie und 60 cm Verformungen nur ein Verbruch (zwei Tote aus Unachtsamkeit).
Inntaltunnel
Größter unterirdischer Hohlraum bei extremsten Gesteinsverhältnissen (26 m-Abzweigung zur Brennerstrecke). Mit jeder anderen Methode undenkbar.
Guantatunnel (Venezuela)
Gleichzeitig mit den Autobahntunnels zwischen Caracas und Valencia (ebenfalls Venezuela) 1956 bis 1958 der internationale Durchbruch der NÖT. Bilderbuch-Eisenbahntunnel von Rabciewicz. Riesenquerschnitt ohne Probleme.
Hirashi-Tunnel (Japan)
Mehrere Kilometer langer Riesentunnel durch Erdbebenzone, seichtes Gelände, geringe Überlagerung. Funktioniert bis heute klaglos.
U-Bahn Frankfurt
Meisterleistung von Leopold Müller 1966/67. Beweis, daß für die NÖT dicht verbaute Innenstädte und Lockergestein kein Hindernis sind.
Schweigheimer Tunnel (Bayern)
Eisenbahntunnel von Müller, Rabciewicz und Pacher. Anfang der sechziger Jahre. Der Durchbruch in Deutschland.
U-Bahn München
Erstmals Stabilisierung des Gebirges mittels Luftdruck. Ende der siebziger Jahre. Auch wirksamer Grundwasserschutz. Erfolge damit unter anderem auch bei der Wiener U-Bahn.
Kanaltunnel
Mittelkreuzung (21 x 15 m großer Holhlraum 75 m unter dem Meeresspiegel) sowie Zufahrts-stollen "Shakespeare Cliff": technische Triumphe, wo die Briten vorher angestanden sind.
Tarpela-Kavernen (Pakistan)
Ein weiterer Vielseitigkeitsbeweis von Rabciewicz und dessen Methode. Bis heute die Referenz im Kraftwerksbau.
(Quelle: Bau, Nr. 83)

Weitere Informationen: http://www.cis.tu-graz.ac.at/situ/

Rückfragen:
Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr.techn. Gernot Beer
Email: beer@ifb.tu-graz.ac.at
Tel.: 0316 873-6180

 

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Zeit: Montag,1.1.2004, ab 9h
Ort: TU Graz, Petersgasse 16 (Physikgebäude, Hörsaal P1
Info: unter http://www.cis.tugraz.at/info

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