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20.12.2012

EU-Millionen für „Grüne Chemie“ an österreichisches Kompetenzzentrum

Neue, umweltfreundliche chemische Produktionsmethoden für Medikamente sind das Ziel eines 26 Mio Euro schweren EU-Projekts namens CHEM 21 – Chemie für das 21. Jahrhundert. 1,8 Mio Euro macht der Anteil des Austrian Centre of Industrial Biotechnology (acib) aus, das den zukunftsträchtigen Forschungsbereich „Synthetische Biologie“ leitet.

Ideal wirksame Medikamente, die hergestellt werden, ohne dabei die Umwelt zu belasten, sind das Ziel der „Initiative Innovative Medizin (IMI)“ mit einem Budget von zwei Milliarden Euro, das zur Hälfte von der EU und zur Hälfte von der Pharmaindustrie gestemmt wird. Ab sofort spielt das Austrian Centre of Industrial Biotechnology (acib) eine tragende Rolle – beim eben gestarteten IMI-Projekt „Chemische Produktionsmethoden für die Pharmaindustrie des 21. Jahrhunderts“ (CHEM 21) mit einem Gesamtbudget von 26,4 Mio Euro. Mit 1,8 Mio Euro ist der in Graz abgewickelte acib-Anteil der größte in CHEM 21.

Im acib - Austrian Centre of Industrial Biotechnology - arbeiten derzeit sieben Universitäten und knapp 30 Projektpartner, darunter bekannte Namen wie BASF, DSM, Sandoz, Biocrates Life Science, Ionimed Boehringer Ingelheim RCV, Jungbunzlauer, F. Hoffmann-LaRoche, Novartis oder VTU Technology, unter der Leitung der TU Graz zusammen. Das K2-Kompetenzzentrum wird im Rahmen des FFG Programmes COMET – Competence Centers for Excellent Technologies durch BMVIT, BMWFJ sowie die Länder Steiermark, Wien und Tirol gefördert.

Umweltfreundliche Wirkstoffe
Das Produzieren von medizinischen Wirkstoffen ist heute äußerst ressourcenintensiv. Für einen Kilo Wirkstoff verbraucht die Industrie 100 und mehr Kilo an Rohstoffen. Vom Energieeinsatz ganz zu schweigen. Dazu kommt, dass die Prozesse viel Zeit verschlingen und gesundheits-schädlichen Abfall verursachen, der aufgearbeitet werden muss. Außerdem hat die Pharmaindustrie mit schrumpfenden Ressourcen zu kämpfen. Platin etwa, ein häufig verwendeter Katalysator, wird immer seltener und teurer. Deshalb sind grüne, umweltfreundliche Alternativen gefragt. Der neue wissenschaftliche Zugang im Rahmen des Projektes macht die Wirkstoffe günstiger und die Produktion umweltfreundlicher. Das Potenzial der Methode zeigt das Beispiel Artemisin, das von einem CHEM 21-Projektpartner auf Basis der Synthetischen Biologie hergestellt wird. Dieses wirksamste Malariamedikament war lange zu teuer für eine breite Anwendung. Dank einer biotechnologischen Herstellungsmethode auf Basis der synthetischen Biologie sank der Preis. Nun ist es auch in ärmeren Ländern leistbar.

Zielgenaue Wirkstoffproduktion durch Mikroorganismen
Das österreichische Kompetenzzentrum für angewandte Biotechnologie betreut im Rahmen von CHEM 21 zwei Schwerpunkte. Zum einen geht es um Biokatalyse für die chemische Synthese. „Sie soll Herstellungsprozesse spezifischer und damit ökonomischer, aber vor allem umweltfreundlicher machen“, erklärt Rolf Breinbauer, Leiter des Instituts für organische Chemie an der TU Graz und acib-Schlüsselforscher. Der zweite Schwerpunkt ist gleichzeitig die neueste Spezialität am acib. „Die synthetische Biotechnologie soll es ermöglichen, mit Hilfe von Mikroorganismen komplexe Wirkstoffe herzustellen, die bisher mühsam und in kleinen Mengen zum Beispiel aus Pflanzen gewonnen werden müssen und die nicht in ausreichenden Mengen verfügbar sind“, so Anton Glieder, wissenschaftlicher Leiter und Geschäftsführer des acib. Um das zu ermöglichen, bauen Forschende jenen Stoffwechselweg in Mikroorganismen ein, der die Zellen genau den gewünschten Wirkstoff in großer Menge und höchster Qualität herstellen lässt.

Über CHEM 21
CHEM 21 ist eines von Europas größten Partnerschaftsprojekten zwischen Privatunternehmen und der öffentlichen Hand mit dem Ziel, neue, umweltfreundliche Produktionsmethoden für die Pharmaindustrie zu entwickeln. CHEM 21 vereint sechs Pharmaunternehmen (Glaxo Smith Kline, BASF, Pfizer, Bayer, Johnson & Johnson und Sanofi) und 13 Universitäten, Klein- und mittlere Unternehmen (KMU) und Forschungszentren, die neue Katalysetechnologien für die chemische Synthese suchen. „Umweltfreundlichere Herstellungsprozesse für Pharmazeutika werden nicht nur unseren ökologischen Fußabdruck verbessern, sondern werden die Verfahren günstiger machen. Die dadurch gewonnenen Einsparungen helfen, Medikamente billiger anbieten zu können und mehr in die Entwicklung neuer Medikamente zu investieren“, erklärt John Baldoni, Senior Vice President der Abteilung Technologie & Wissenschaft beim Projektkoordinator Glaxo Smith Kline.
Darüber hinaus hat sich CHEM 21 zum Ziel gesetzt, dass umweltfreundliche, nachhaltige Methoden in der chemischen Synthese auch in der Ausbildung neuer WissenschaftlerInnen etabliert werden. CHEM 21 ist für vier Jahre mit einem Budget von 26,4 Mio Euro ausgestattet und wird von Glaxo Smith Kline und der Universität von Manchester dirigiert. Das acib ist verantwortlich für den Teilfor-schungsbereich „Synthetische Biologie“, einer der drei großen Technologiebereiche dieser Initiative.

Steiermark als Vorreiter bei Kompetenzzentren
„Mit 25 von 54 Kompetenzzentren ist die Steiermark der Forschungsstandort Nummer eins in Österreich. Die enge Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Wissenschaft ist ein Erfolgsgeheimnis für die steirische Wirtschaft und trägt wesentlich dazu bei, dass die Steiermark mit einer Forschungs- und Entwicklungsquote von 4,3 Prozent zu den innovativsten Regionen Europas zählt und von der EU zur Unternehmerregion 2013 gekürt worden ist“, freut sich Wirtschaftslandesrat Christian Buchmann.


 

DI Thomas Stanzer
Public Relations
acib - austrian centre of industrial biotechnology
Petersgasse 14
8010 Graz , Austria
Tel: 0043 316 873 9312
thomas.stanzer
@acib.at

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