Technische Universität Graz
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24.11.2015 – Karriere

Sichere elektronische Identitäten: TÜV AUSTRIA Preis an TU Graz-Telematiker

Grenzüberschreitende behördliche Verfahren ohne persönliche Amtswege: eine Zukunftsvision? Der Telematiker Bernd Zwattendorfer hat in seiner Dissertation Lösungen für mehr Sicherheit in der EU-weiten elektronischen öffentlichen Verwaltung entwickelt. Der Prüf- und Zertifizierungsdienstleister TÜV Austria zeichnete ihn dafür mit seinem Wissenschaftspreis 2015 aus.

Ein österreichischer Friseur meldet sein Gewerbe in einem anderen EU-Land wie zum Beispiel Belgien oder Deutschland an. Sein Weg führt ihn jedoch nicht zu Behördenöffnungszeiten auf diverse Ämter sondern an den Heim-PC oder den Geschäfts-Laptop? Bislang scheiterte dieses Szenario an der fehlenden Vereinbarkeit und grenzüberschreitender Anerkennung von elektronischen Systemen sowie den strengen Sicherheitsvorgaben zu personenbezogenen Daten.

Preisgekrönte Telematik

Bernd Zwattendorfer hatte in seiner Dissertation am Institut für Angewandte Informationsverarbeitung und Kommunikationstechnologie (IAIK) der TU Graz die Aufgabe, einen Ansatz für eine grenzüberschreitende Anerkennung von elektronischen Identitäten sowie ein sicheres und datenschutzkonformes Identitätsmanagement in der Public Cloud zu entwickeln und umzusetzen. Für seine konkrete Lösung unter anderem unter Verwendung der österreichischen elektronischen Identität (Bürgerkarte/Handy-Signatur) erhielt er am 28. Oktober einen der beiden TÜV AUSTRIA Wissenschaftspreise in der Kategorie „Universitäten/Fachhochschulen“. Der TÜV AUSTRIA Wissenschaftspreis soll dazu beitragen, neue Technologien in der Wirtschaft zu integrieren. Er wird in drei Kategorien vergeben und ist mit insgesamt 15.000 Euro dotiert und ermöglicht den Ausgezeichneten zudem, ihre Arbeiten im TÜV AUSTRIA Fachverlag zu veröffentlichen.

Elektronische Behördenwege – aber sicher?

Beim Online-Shoppen oder im Berufsleben ist es bereits Normalität. Wir melden uns einmalig mittels Benutzername und Passwort an und greifen auf mehrere Anwendungen oder Dienste zu. Immer mehr Unternehmen lagern die dafür nötige informations- und kommunikationstechnologische Infrastruktur auch in frei zugängliche „Public Clouds“ aus. Das ist effizienter und kostengünstiger, als die Identitätsmanagementsysteme zur Anmeldung selbst zu betreiben, bringt jedoch einen verminderten Datenschutz für Konsumenten mit sich. Nationale behördliche Systeme, die personenbezogene Daten verarbeiten und Identitäten eindeutig feststellen müssen, müssen jedoch strengere Datenschutzanforderungen erfüllen. Das stellt Behörden vor Probleme, wenn auch sie für ihre elektronischen Systeme auf die Effizienz und Kostenvorteile einer „Public Cloud“ zurückgreifen wollen.

Lösung auf EU-Niveau

Hier kommt Bernd Zwattendorfer ins Spiel. Ziel seiner Dissertation war es, eine sichere und datenschutzkonforme grenzüberschreitende Anmeldung bei bestehenden und neuen Online Anwendungen im Bereich der elektronischen öffentlichen Verwaltung zu erreichen – und dies unter der Nutzung von Cloud Computing. „Dazu musste ich zunächst den Stand der Technik im Bereich Cloud Computing und Identitätsmanagement erfassen. Auf dieser Grundlage habe ich dann Ansätze entwickelt, wie elektronische Identitäten und personenbezogene Daten datenschutzkonform und grenzüberschreitend in einer Public Cloud verarbeitet werden können. Dabei galt es, die österreichischen Lösungen mit der Infrastruktur anderer EU-Länder zu koppeln“, beschreibt Zwattendorfer die knifflige Aufgabe. „Am Ende entstand dann eine grenzüberschreitende, sichere und datenschutzkonforme Lösung samt Einbettung der österreichischen Bürgerkarte/Handy-Signatur.“ Kein Wunder, dass er rund um seine Dissertation, die auf das Masterstudium „Information and Computer Engineering“ an der TU Graz folgte, bereits über 50 wissenschaftliche Beiträge als Autor verfasst oder als Co-Autor mitgestaltet hat.

Dissertation

Titel: Towards a Privacy-Preserving Federated Identity as a Service-Model
Autor: Mag.rer.soc.oec. Dipl.-Ing. Dr.techn. Bernd Zwattendorfer
Betreut von: O.Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr.techn. Reinhard Posch, Institut für Angewandte Informationsverarbeitung und Kommunikationstechnologie, TU Graz; Prof. Dr. Kai Rannenberg, Goethe Universität Frankfurt
Studium: Doktoratsstudium der technischen Wissenschaften


 

Mag.rer.soc.oec. Dipl.-Ing. Dr.techn. Bernd Zwattendorfer
Institut für Angewandte Informationsverarbeitung und Kommunikationstechnologie
Inffeldgasse 16a
8010 Graz
bernd.zwattendorfer@
iaik.tugraz.at

Tel.: +43 316 873 5574