Technische Universität Graz
Hilfe  |  Sitemap  |  TUGrazonline  | TU4U print

14.08.2013 - Wissenschaft

Berechenbare Unschärfe: Instrumente zur Risikobewertung in der Bauwirtschaft

Unternehmen der Baubranche agieren in einem von Rezession und Strukturkrisen gebeutelten Wettbewerbsumfeld. Hier ist Risikomanagement gefragt – und wird manchmal sträflich vernachlässigt. Michael Werkl hat am Institut für Baubetrieb und Bauwirtschaft der TU Graz im Rahmen einer Dissertation das Risikobewusstsein von Auftragnehmenden und –gebenden auf Grundlage bauwirtschaftlicher Problemfelder evaluiert und ein Modell zur monetären Bewertung entwickelt. Die Arbeit erschien kürzlich im Rahmen der Schriftenreihe des Institutes.

In einer von Unsicherheit und großen Pleiten gezeichneten Branche kalkulieren Bauunternehmen oft viel zu geringe Margen für Wagnis und Gewinn. Sie haben dabei die Konkurrenz viel schärfer im Blickfeld als ein vernünftiges Risikomanagement. „Auch wenn Anbieter und Auftraggeber in der Phase vor dem Vertrag mögliche Risiken identifizieren, analysieren und bewerten, wird die Risikoteilung häufig aus dem Bauch heraus entschieden oder ein „strategischer Zuschlag“ zur Risikoabdeckung über den Daumen gepeilt festgesetzt“, warnt Michael Werkl. Werkl widmet sich in seiner Dissertation am Institut für Baubetrieb und Bauwirtschaft an der TU Graz ganz dem Thema der Risiko- und Nutzenerwartungen von Akteuren in der Bauwirtschaft. Das entwickelte Modell zeigt auf, wie die Risikoeinstellungen der beiden Vertragsparteien konkret bewertet und vertraglich berücksichtigt werden können – dies mit dem Ziel, Konfliktpotenziale im Bauvertrag zu entschärfen.

Risikoteilung auf rationaler Basis

Situationen, die Menschen im Alltag gerne vermeiden, waren zu Beginn der Dissertation „Risiko und Nutzen in der Bauwirtschaft“ das tägliche Brot von Michael Werkl. Er ortete die häufigsten Konfliktursachen und Streitgegenstände in der Bauwirtschaft und entwickelte daraus jene Hauptproblemfelder, die die Entscheidungsfindung und die Handlungen von Auftraggebenden und Auftragnehmenden charakterisieren. Es stellte sich heraus, dass dem häufigsten Konfliktgegenstand – dem Streit um die Vergütung der Leistung – zumeist Unsicherheiten im Rahmen der Erstellung der Leistungsbeschreibung und geänderte Leistungen vorausgehen. Im Zuge der Planung müssen also Entscheidungen unter Unsicherheit getroffen werden. Darauf basierend bewertete Werkl mit Hilfe von sogenannten Risikonutzenfunktionen, welche die Risikonutzenerwartung von Individuen und Organisationen widerspiegeln, die Risikoeinstellung der handelnden Personen und berechnete deren Intensität. Ergebnis der Arbeit sind konkrete Hilfestellungen zur Vertragsgestaltung in Hinblick auf die erarbeiteten Problemfelder, wie Kalkulation, Planung und Wettbewerb. Die vertragliche Teilung des Risikos unter den Parteien kann damit rationaler und monetär nachvollziehbarer bewerkstelligt werden.


Schriftenreihe des Institutes für Baubetrieb und Bauwirtschaft, TU Graz
Risiko- und Nutzenverhalten in der Bauwirtschaft
Eine entscheidungstheoretische Betrachtung im institutionenökonomischen Kontext
Dipl.-Ing. Dr.techn. Michael Werkl, Band 34
2013; Format: 29,50 x 21 cm; kartoniert
XVI,184 Seiten; ISBN: 978-3-85125-287-3;
50 €


 

Dipl.-Ing. Dr. Michael Werkl
Institut für Baubetrieb und Bauwirtschaft
Lessingstraße 25/2
8010 Graz
T: 0660 127 1979
michael.werkl@tugraz.at