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15. Dezember 2015

Millionen für die Forschung:
ERC Consolidator Grants für zwei Wissenschafter der TU Graz

Mit dem Biomedizintechniker Gernot Müller-Putz und dem Sicherheitsforscher Stefan Mangard holen heuer gleich zwei Spitzenforscher der Fakultät für Informatik und Biomedizinische Technik ERC Consolidator Grants an die TU Graz. Das European Research Council (ERC) der Europäischen Kommission vergibt diese Förderung an exzellente Wissenschafter/innen, um ihre Position als eigenständige Forscher/innen zu konsolidieren und sie in ihrer Grundlagenforschung langfristig zu stärken. Jeder der beiden Grants ist mit rund 2 Millionen Euro für fünf Jahre dotiert.

Bildmaterial bei Nennung der Quelle „Lunghammer - TU Graz“ honorarfrei verfügbar.

Große Freude an der TU Graz: Gleich zwei ERC Consolidator Grants, die Gernot Müller-Putz und Stefan Mangard zuerkannt wurden, zeigen einmal mehr die herausragende Stellung der TU Graz in der internationalen Forschungslandschaft. Horst Bischof, Vizerektor für Forschung: „Im Vorjahr gelang es den beiden Nachwuchsforschern Stefan Freunberger und Thomas Pock erstmals, ERC Starting Grants an die TU Graz zu holen. Heuer sind wir mit zwei Consolidator Grants noch eine Stufe höher gerückt: Ich bin sehr stolz, mit Stefan Mangard und Gernot Müller-Putz zwei ausgewiesene Spitzenforscher in unserem Team zu haben und gratuliere beiden Kollegen von Herzen zu ihrer beeindruckenden Leistung“.

Bewegungen spüren

Gernot Müller-Putz leitet das Institut für Semantische Datenanalyse/Knowledge Discovery der TU Graz und erhält den ERC Consolidator Grant für das Projekt „FEEL YOUR REACH“, das sich um die Steuerung von Neuroprothesen dreht. In den vergangenen zehn Jahren wurde intensiv an Neuroprothesen geforscht, die sich mittels EEG aufgezeichneter Gehirnsignale steuern lassen. Menschen mit beeinträchtigen motorischen Fähigkeiten, etwa aufgrund von Rückenmarksverletzungen, gewinnen so ein Stück Lebensqualität und Eigenständigkeit zurück. Gernot Müller-Putz erklärt den Knackpunkt daran: „Bisher entwickelte Neuroprothesen können vor allem die Greiffunktion schon deutlich verbessern. Leider ist es oft so, dass auch andere Körperbewegungen nur mehr eingeschränkt funktionieren, zum Beispiel die Ellenbogenfunktion, und Betroffene dann zu wenige Freiheitsgrade haben, um die Hand/Arm-Neuroprothese angenehm zu steuern. Die Bewegungen sind dann mühsam und unnatürlich – und das wollen wir ändern“. Die Idee des Projekts ist es, die motorischen Befehle direkt aus den kortikalen Arealen aufzuzeichnen und die gewünschte Bewegung daraus zu identifizieren. Ein neu zu entwickelndes Kontrollsystem muss die zielgenaue Bewegungsabsicht erkennen, dekodieren, Fehler identifizieren und sensorisches Feedback berücksichtigen.

Sicherheitslücken schließen

Der zweite ERC Consolidator Grant geht an Stefan Mangard. Er ist stellvertretender Leiter des Institutes für Angewandte Informationsverarbeitung und Kommunikationstechnologie der TU Graz und erhält den Grant für das Projekt „Securing Software against Physical Attacks“. SOPHIA, so der Kurzname des Projektes, widmet sich der Sicherung von Computersystemen und Softwareanwendungen gegen Attacken, die physikalische Eigenschaften der zugrunde liegenden Hardware ausnutzen. Bei diesen Attacken machen sich Angreifer einerseits sogenannte Seitenkanalinformationen wie den Energieverbrauch, das Laufzeitverhalten oder die elektromagnetische Abstrahlung zunutze, um Rückschlüsse auf vertraulich verarbeitete Daten zu ziehen. Andererseits werden Systeme gezielt durch physisches Einwirken manipuliert, um an kritische Daten zu gelangen. Ziel des nunmehr ausgezeichneten Forschungsprojektes SOPHIA ist es, wissenschaftliche Grundlagen zu schaffen, um Computersysteme in Anwendungen wie beispielsweise Produktionssystemen, Autos, Sensornetzwerken, Mobiltelefonen oder Tablets neben Netzwerkattacken auch gegen Attacken auf die Hardware abzusichern. Stefan Mangard präzisiert den Forschungsansatz: „Im Rahmen von SOPHIA wollen wir verschiedene Forschungsbereiche vereinen und insbesondere das Zusammenspiel von Kryptografie, Software, Hardware, fehlertoleranten Schutzmechanismen und Verifikationsmethoden integrativ betrachten. Nur so können wir kritische Stellen in der Software schützen, ohne die Effizienz des Gesamtsystems signifikant zu beeinträchtigen“.

Biografische Skizzen


Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr.techn. Gernot Müller-Putz
Gernot Müller-Putz ist Leiter des Instituts für Semantische Datenanalyse/Knowledge Discovery der TU Graz und Leiter des Labors für Brain-Computer Interfaces (BCI Lab). Er studierte Elektrotechnik an der TU Graz, wo er 2004 promovierte, 2008 für das Fach Medizinische Informatik habilitierte und seit 2014 eine Professur für Semantische Datenanalyse innehat. Seine Forschungsschwerpunkte umfassen die Kontrolle EEG-basierter Neuroprothesen, die Entwicklung von Kommunikationsmöglichkeiten für bewusstseinsbeeinträchtigte Personen, hybride BCI-Systemen, assistierende Technologien und das menschliche sensomotorische System im Allgemeinen.

Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr.techn. Stefan Mangard
Stefan Mangard ist stellvertretender Leiter des Instituts für Angewandte Informationsverarbeitung und Kommunikationstechnologie der TU Graz. Er studierte Telematik an der TU Graz, wo er 2004 promovierte. Mangard war unter anderem bei Infineon Technologies in München als führender Sicherheitsarchitekt sowie als Lehrbeauftragter an der TU München tätig, bevor er 2013 als Professor an die TU Graz berufen wurde. Seine Forschungsschwerpunkte sind Algorithmen, Verschlüsselungstechniken, Entwurfsmethoden und Architekturen für Hardware und Software zur Absicherung von vertraulichen bzw. kritischen Daten.

Rückfragen:

Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr.techn. Gernot Müller-Putz
Institut für Semantische Datenanalyse/Knowledge Discovery
Tel.: +43 316 873 30700
E-Mail: gernot.mueller@tugraz.at

Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr.techn. Stefan Mangard
Institut für Angewandte Informationsverarbeitung und Kommunikationstechnologien
Tel.: +43 316 873 5531
E-Mail: stefan.mangard@iaik.tugraz.at

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